Feuerteufel
Den Biedermann gibt’s immer und überall. Max Frisch karikierte in ihm nach dem Zweiten Weltkrieg mit einem Hörspiel und einer Komödie den saturierten Bürger. Ein halbes Jahrhundert später machte der 1978 in Prag geborene und in Wien lebende Komponist Šimon Voseček daraus eine kleine, handliche Oper, die – 2013 im Wiener Semperdepot uraufgeführt und 2015 in englischer Sprache auch von der Independent Opera at Sadler’s Wells in London produziert – jetzt am Stadttheater Bremerhaven ihre deutsche Erstaufführung erlebte.
Vosečeks Libretto zu «Biedermann und die Brandstifter» geht beinahe wörtlich auf Frischs satirischen Komödientext zurück, der über Jahrzehnte hinweg in vielen Schulen Pflichtlektüre war: Während Unbekannte in Gottlieb Biedermanns Wohnquartier die Häuser abfackeln, nisten sich bei ihm und seiner Frau Babette zwei höchst verdächtige Gestalten ein, die gar nicht verhehlen, dass sie die gesuchten Feuerteufel sind. Aber Biedermann, der den Gutmenschen herauskehrt, möchte das einfach nicht wahrhaben, und so nimmt die Katastrophe ihren Lauf.
Allerdings ohne dass Voseček dazu eine pompöse Feuerwerksmusik komponiert hätte, ist doch der in Brecht-Manier offene Schluss mit seinem ...
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Opernwelt April 2017
Rubrik: Panorama, Seite 38
von Gerhart Asche
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