Knallige Wiedergeburt
Secco-Rezitative? Frauen in Hosenrollen? Im Neapel des frühen 19. Jahrhunderts galt das schon als altmodisch, jedenfalls an den kleineren Theatern. Man zog den Mezzos hohe Tenöre vor, an die Stelle der Rezitative traten gesprochene Dialoge – wie im Singspiel oder der Opéra comique, bloß im neapolitanischen Dialekt.
Für die Premiere von «Olivo e Pasquale» 1827 im Teatro Nuovo sopra Toledo nahm sich der junge Donizetti deshalb sein Stück, das erst wenige Monate zuvor in Rom uraufgeführt worden war, noch einmal vor und brachte dem Süden eine zeitgemäßere, tatsächlich auch bessere Fassung.
In Jacopo Ferrettis witzigem Libretto – von dem römischen Autor stammt unter anderem der Text zu Rossinis «Cenerentola» – geht es um zwei ungleiche Brüder. Der eher entspannt veranlagte Pasquale und der neurotische Workoholic Olivo, daheim ein Tyrann, geraten aneinander, als ihre Nichte respektive Tochter Isabella verheiratet werden soll. Die hat eigene Pläne, denn sie liebt insgeheim Camillo, einen bescheidenen Burschen, der im Familienunternehmen als Buchhalter arbeitet. Trotz aller möglichen Querschläge – ein Möchtegern-Verlobter, ein lachhafter Schmarotzer und eine intrigante Zofe machen ...
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Opernwelt Dezember 2016
Rubrik: Panorama, Seite 43
von Carlo Vitali
Die Kaiserin hat sie dieses Mal nicht getroffen. Vier Jahre ist es her, dass Edita Gruberova in Tokio den erschrockenen Taxifahrer aufforderte, sie zum Palast zu bringen. Ihre Hoheit hatte zum Privatissimum gebeten, um selbst am Klavier einige Lieder zu begleiten. Zwei Regentinnen unter sich, musizierend, dann beim Tee, gern wäre man bei diesem Gipfeltreffen dabei...
Theaterhäuser gehören schon relativ lange zur Geschichte Australiens – doch dass es Freiluftaufführungen nach europäischem Modell gibt, ist eine Entwicklung neueren Datums, einfach, weil es in der Regel zu heiß ist. In der Premiere von Alan Johns «Sydney Opera House» – der ersten Neuinszenierung dieser «Oper zur Oper» (1995), jetzt auf dem Vorplatz derselben...
Verdi, der «Shakespeare der Opernbühne», sei «der am schwierigsten zu inszenierende Opernkomponist», hat Sergio Morabito 2013 in einer Umfrage geäußert. Er sei «der Meister der Verdichtung (im Sinne des Weglassen-Könnens) und der Zuspitzung (damit zusammenhängend: ein Genie der Rücksichtslosigkeit seinen Interpreten gegenüber)». Seine Musik bringe «alles –...