Denkanstoß
Ob mit dem genialen Cellisten Emanuel Feuermann, den er am 4. Juni 1924 in Poppers «Serenade» mit Bass-Schmackes am Klavier begleitet, oder als Dirigent, der dem vom «Launischen Glück» schmalzenden Joseph Schmidt (in Strauß’ «Tausendundeine Nacht») den Orchestersamt um den Tenor fältet – Frieder Weissmann war im Zeitalter der Schelllackplatte ein verlässlicher Sidekick. «Dr.
Weißmann», wie er oft auf den Labels Parlophon und Odeon firmierte, gehörte seit seinem Plattendebüt 1921 – im gleichen Jahr wird er von Max von Schillings an die Berliner Staatsoper als Korrepetitor engagiert – zu den meistbeschäftigten Pianisten und Dirigenten der Carl Lindström AG, zeitweise eine der größten Schallplattenfirmen Europas. Er leitet den ersten Beethoven-Sinfonien-Zyklus, ist der versierte Begleiter von Richard Tauber, Lotte Lehmann, Lauritz Melchior, Elisabeth Rethberg, Gerhard Hüsch und dem Geiger Josef Wolfsthal. Bis 1933.
Der 1893 geborene Sohn eines jüdischen Kantors kann sich aus dem NS-Reich retten, die Mutter wird 1942 in Auschwitz ermordet. In der Weimarer Republik als Studiokünstler erfolgreich, hat es Weissmann als Konzert- und Operndirigent gleichwohl nie in die erste Liga geschafft. ...
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Opernwelt Juli 2016
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 27
von Götz Thieme
Kein Vorspiel, kein Vorhang. Nur jede Menge Bretter, die die Welt bedeuten. Es handelt sich um Dachlatten, schon ziemlich abgenutzte Secondhand-Exemplare, schwärzlich oder bräunlich, marode und verwittert, aus denen das überschaubare Reich des König Lear zusammengenagelt worden ist. Latte für Latte bilden sie einen schmalen Korridor. Viel Platz haben sie also...
Volksstück, böse Satire, plattgewalzte Trash-Oper? Vor allem Letzteres. Ödön von Horváths bodenlose Spießertragödie «Geschichten aus dem Wiener Wald», die der Wiener Komponist HK Gruber 2014 bei den Bregenzer Festspielen als gleichnamiges Musiktheater präsentierte, in der Regie Michael Sturmingers (des Librettisten), ist nun in einer außer Rand und Band geratenen...
Das Stadttheater Bern steht neuerdings (und noch bis Anfang der kommenden Spielzeit) mitten im schweizerischen Regierungsviertel; vom Waisenhausplatz aus blickt der Kubus, die provisorische Spielstätte während der renovationsbedingten Schließung des Stammsitzes, geradewegs hinüber zum Bundeshaus. Geschickt nimmt das von Stephan Märki geleitete Berner Ensemble die...