MACHOGLÄUBIG: Jonas Kaufmann und Anja Harteros in der Münchner «Forza»
Hildegard Knef sang einst das Lied von einem, der nie ein Kavalier bei den Damen war, doch dafür ein Mann, und Polly Peachum gibt im Barbara-Song der «Dreigroschenoper» ähnlich Machogläubiges von sich. Häufig scheinen Mädchen aus gutem Hause sich Außenseitern an den Hals zu werfen, weil diese vermeintlich die interessanteren Männer sind.
Ob man damit freilich konzeptuell durch einen ganzen Abend kommt, wie Martin Kusej dies mit seiner Inszenierung von Verdis «La forza del destino» an der Bayerischen Staatsoper versuchte, sei dahingestellt – selbst wenn man unter dem Begriff «Outsider» viel modisch Buntes subsumiert, von Nine-Eleven bis zum Thema Flüchtlinge. Überzeugend wirkt das alles auch in den Nahaufnahmen dieser DVD (pars pro toto die Illustration der Ouvertüre durch das Dinner bei den Calatravas) nicht.
Alvaro freilich ist schon bei Verdi Außenseiter aus einer anderen Kultur; Jonas Kaufmann spielt ihn glaubwürdig, mit Langhaar-Perücke und naiver Macho-Power. Er phrasiert vorzüglich, sucht auch die Hochtöne in die Linie einzubinden, singt ein klingendes Piano etwa im Andante sostenuto bei «Oh, tu che in seno agli angeli» und hat gegenüber der Premiere noch an Statur gewonnen.
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Opernwelt April 2016
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 22
von Gerhard Persché
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