Der Mensch, überflüssig
Schnell, geradezu unweigerlich fühlt man sich durch den «Spieler» in die Sphäre einer Theatralik des Absurden versetzt. Noch über den klinisch-pathologischen Befund einer alle Fibern der Existenz erfassenden Sucht hinaus wird die Universalisierung des «Spiels» in diesem von Sergej Prokofjew selbst in Librettoform gebrachten Dostojewski-Stoff zur Metapher für eine moderne, aller Versicherungen verlustig gegangene condition humaine.
Der von westlicher Bildung berührte russische Adlige wird zum Prototyp des «überflüssigen Menschen», der von der Revolution gebrandmarkt und abgeschafft wurde – um in welterschütternder Metamorphose millionenfach aufzuerstehen als ein in die ökonomische Rationalität des globalisierten Kapitalismus ungenügend einpassbarer Faktor («Humankapital»).
Es ging mithin nicht am Grundmotiv des Stücks vorbei, wenn in der Mannheimer Inszenierung von Tilman Knabe beim spektakulären Höhepunkt, der Rouletteszene im vierten Akt, so etwas wie eine simulierte Hausbesetzung mit roten Fahnen, an den Rängen befestigten Transparenten und massenhaft ins Parkett herunterrieselnden «kommunistischen» Handzetteln stattfand. Das heißt nicht, dass die Ereignisse auf der Bühne darüber ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt April 2016
Rubrik: Im Focus, Seite 10
von Hans-Klaus Jungheinrich
In der Kurzgeschichte «Dog Days» erzählt US-Autorin Judy Budnitz auf nicht einmal acht DIN A4-Seiten vom Zerfall aller staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung. Das Desaster schleicht sich an mit Wirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit, es folgen Obdachlosigkeit und Flucht. Nach und nach bricht die Versorgung mit Strom, Kraftstoff, Lebensmitteln ein, während...
Dieser Name: Johannes Nicolaus Graf de la Fontaine und d’Harnoncourt-Unverzagt. Er will so gar nicht passen zu dem Mann, der von der Titelseite dieses Heftes ins Weite schaut. Dass er aus einem alten österreichischen Adelsgeschlecht stammte, war ihm so gleichgültig wie alles, was nach Konvention und Etikette roch. Ausgebeulte Hose, Gummistiefel, ein viel zu großer...
Einer Ihrer Kollegen sagte einmal, 79, 80, 81, das sei ihm eigentlich egal.
Mir nicht. Am liebsten wäre mir 39, meinetwegen 49.
Sie haben, so schilderten Sie es einmal, früher am Pult wilde Bewegungen vollführt. Wann legt man das ab?
Mein Wiener Lehrer Hans Swarowsky hat mich einmal bei der «Kleinen Nachtmusik» beobachtet und gefragt: «Was machen Sie eigentlich, wenn...