Altersstarrsinn, tödlich
Leben unsere Staats- und Stadttheater eigentlich von Dosenpfand? Oder geht es nicht ohne Dosenbier, wenn es Regisseure in die Unterschicht zieht? Dabei müsste Don Carlo di Vargas als Sohn des Marchese von Calatrava doch eigentlich Besseres gewohnt sein als Bier aus dem Blech. Frank Hilbrich hat beim Einkauf für die Staatsoper Hannover den Einkaufswagen gleich mitgenommen.
Mit dem schiebt sich während der Ouvertüre zu Verdis «La forza del destino» (man singt natürlich auf Italienisch, schreibt den Titel aber vorsichtshalber auf Deutsch) eine Unbehauste auf die Bühne, im Schmuddelmantel, mit allem Hab und Gut. Das sortiert sie jetzt, bis endlich die schicksalspielende Pistole auftaucht. Die Frau entpuppt sich, wir ahnen es, als Leonora di Vargas. Zum tragischen Finale wird sie noch einmal in Obdachlosen-Outfit auftreten – und die verhängnisvolle Waffe noch immer bei sich haben. In Hilbrichs Inszenierung wirft der ertappte Liebhaber Alvaro das todbringende Ding nämlich nicht von sich (worauf sich der folgenschwere Schuss löst), bei ihm gibt es ein tödliches Gerangel zwischen Vater und Tochter, was immerhin deren schlechtes Gewissen begründet. Die Regie will den Fluch des Vaters ( «La ...
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Opernwelt März 2016
Rubrik: Panorama, Seite 44
von Rainer Wagner
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