Künstlerkarneval
Hector Berlioz’ «Benvenuto Cellini» erlebt gegenwärtig eine Renaissance. Die Produktion der English National Opera aus dem Jahr 2014 (Inszenierung: Terry Gilliam) ist inzwischen aus London via Amsterdam nach Barcelona gereist. Die Oper Bonn hat eine 2008 in Nürnberg erarbeitete Inszenierung von Laura Scozzi reaktiviert. Und in Köln konnte der neue GMD François-Xavier Roth mit Berlioz’ Künstleroper endlich seinen verspäteten Einstand als Operndirigent geben – in einer Messehalle. Mit anderen Worten: Das Stück liegt voll im Trend, zumal auf der Rheinschiene.
Oder sollte man im Fall des Köln-Bonner Doppelangebots von einer Abstimmungspanne sprechen? Von Wasser auf die Mühlen der Bonner Opern-Abschaffer? Nur zwei Wochen und wenige Kilometer trennten die Bonner Übernahme-Premiere (am 1. November 2015) von der Neuproduktion in Köln (Premiere am 15. November 2015). Ästhetisch und musikalisch könnten die Ergebnisse allerdings unterschiedlicher nicht sein. Gemeinsam ist ihnen einzig, dass beide auf jeweils ihre Weise am Thema mehr oder weniger elegant vorbeimanövrieren.
Der Stoff ist hoch brisant und böte viele aktuelle Fragestellungen. Angefangen beim Selbstbild des angehimmelten ...
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Opernwelt Januar 2016
Rubrik: Magazin, Seite 72
von Regine Müller
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