«Ich bin kein Meister»
Sir Thomas, Ihre Stimme strahlte stets eine enorme Männlichkeit aus – ohne einen Anflug von Machismo. Eine Frage des Stils?
Eine Absicht steckte nicht dahinter, es war einfach so. Mir wurde schon vor langer Zeit über meine Stimme offen ins Gesicht gesagt: «A baritone with balls ...» Dürfen Sie das überhaupt schreiben? Ich habe das nicht beeinflusst. Für mich war es auch nichts Ungewöhnliches. Als ich jung war, bewunderte ich den Bariton Peter Glossop. Der sang aus voller Kehle und sehr maskulin – und er war nicht der Einzige. Es war beinahe eine Mode damals.
An wen denken Sie denn?
An Cornell MacNeil, Leonard Warren und John Charles Thomas, die alle Stimmen von sehr kräftiger, kerniger Qualität hatten. Oder erinnern Sie sich an Francesco Tamagno als Otello! Bei der Beerdigung von Peter Glossop habe ich übrigens gesungen. Mit anderen Worten: Die Verbindung ist vielleicht nicht ganz zufällig.
Es handelte sich bei Ihnen nicht so sehr um Stimmerotik – so wie bei Cesare Siepi – als um vokale Virilität. Ein wichtiger Unterschied?
Ein sehr wichtiger Unterschied! Ich bin als Sportler aufgewachsen, und der körperliche Aspekt des Singens war mir entsprechend bewusst. Vielleicht ist es das, was ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Dezember 2015
Rubrik: Interview, Seite 32
von Kai Luehrs-Kaiser
Die witzig verspielte Inszenierung von Richard Strauss’«Ariadne auf Naxos», die der deutsche Regisseur Aron Stiehl 2013 im Theater St. Gallen vorgestellt hat, ist in bester Erinnerung. Seine jüngste Arbeit in diesem Haus, sie gilt Giuseppe Verdis «Macbeth» in der auf Italienisch gegebenen Pariser Fassung von 1865, hält diese Höhe nicht; vor allem in der...
Eine Dramaturgie der feinen Art: Intendant Marc Clemeur bezieht an der Opéra du Rhin «Ariane et Barbe-Bleu» von Dukas (siehe OW 6/2015) auf Faurés wenig später entstandene «Pénélope» und gibt sie demselben Regisseur. So entsteht ein ungewöhnliches Diptychon: zwei Opern, die Opernhaftes hinter sich lassen, sich introvertiert geben und doch auf ehrgeizige Weise...
Es brennt nicht, zumindest nicht auf der Bühne. Dafür flackert es rotgelb auf den Screens der Smartphones, die Hagens Mannen mahnend erheben. Brünnhilde kümmert das nicht, sie hat zu tun, am Schreibtisch sitzend, mit den Rheintöchtern. «Selig grüßt dich dein Weib», dann wird getwittert. Gutmenschen-Sätze über den Zustand und Verfall der Welt, kommentiert von...