Hoffnungsgrün
Aus Böhmens Hain und Fluren ist in Hannover ein eher abstrakter Ort geworden. Ausstatterin Dieuweke van Reij hat als Bühnenrahmen für Janáceks «Jenufa» die Umrisse eines Hauses zimmern lassen. Im Hintergrund eine stilisierte Hügellandschaft. Requisiten lassen auf Landlust (und Landfrust) schließen: Melkschemel, Zinkwanne, eine Wand von Getreidesäcken.
Weil Regisseur Floris Visser das Schicksal der Küsterin und ihrer Ziehtochter Jenufa zum Ausklang der Staatsopernsaison 2014/15 im Wandel der (Jahres-)Zeiten erzählen will, gibt es diesen Rahmen dreimal: in Getreidegelb, Pechschwarz und Hoffnungsgrün. Vor dreizehn Jahren sah das hier noch ganz anders aus, als Barbara Beyer das Drama pausenlos und überdeutlich inszenierte: mit viel Dosenbier, Provokation und drastischer Zuspitzung (siehe OW 5/2002)
Florian Vissers aktuelle Inszenierung ist zwar holzschnittartig, aber fast schon gediegen zurückhaltend. Die Charaktere werden umrissen, nicht überzeichnet. Nur wenn die Küsterin mit Schuld und Sühne kämpft, dann wird das übergroße Kruzifix (ohne Korpus!) schon mal zum bedrohlichen und bedrohenden Signal.
Visser erklärt, warum die Küsterin gegen die Verbindung ihrer Ziehtochter mit dem ...
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Opernwelt September/Oktober 2015
Rubrik: Magazin, Seite 99
von Rainer Wagner
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