Die Lehrerin, die nie vorsang
Darüber, ob Franziska Martienßen-Lohmann (1887–1971) die bedeutendste Gesangspädagogin des 20. Jahrhunderts war, kann man streiten. Der Superlativ hat etwas Zwanghaftes. Dass sie die einflussreichste Gesangslehrerin des Jahrhunderts war, steht dagegen außer Zweifel. Durch ihre sechs, oft in mehreren Auflagen erschienenen Bücher sowie durch zahlreiche Aufsätze, Artikel und Vorträge hat sie weit über ihren Unterricht hinaus gewirkt und das Selbstverständnis mehrerer Generationen von Gesangslehrern und - schülern geprägt.
Leider wird ihr letztes Buch «Der wissende Sänger» von 1956 heute zumeist als Bibel verstanden, zumal es lieferbar und durch die Lexikonform leicht zu rezipieren ist. Das ist insofern bedauerlich, als das finale Buch zwar vieles zusammenfasst, was Martienßen-Lohmann sich in Jahrzehnten erarbeitete. Für die Grundlagen ihres Ansatzes ist aber «Das bewusste Singen» (erstmals 1923 erschienen) die wichtigere Publikation. Für Stimmen auf der Bühne (und solche, die dorthin wollen) bleibt «Der Opernsänger – Berufung und Bewährung» (erstmals 1943) das zentrale Buch.
Trotz ihres großen Einflusses ist die Arbeit von Franziska Martienßen-Lohmann wissenschaftlich kaum untersucht ...
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Opernwelt September/Oktober 2015
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 51
von Stephan Mösch
Wenn ein Darsteller vom Format Jonas Kaufmanns auf der Bühne mitmischt, stehen die Chancen auf Gänsehaut nicht schlecht. Man geht allerdings auch das Risiko ein, dass der Rest der Besetzung verblasst – und genau das geschah jetzt in Orange. Zweieinhalb Stunden lang fragte man sich, warum Bizet seine Oper eigentlich nicht «Don José» genannt hat. Dass ein Charakter...
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Impressum
56. Jahrgang, Nr 9/10
Opernwelt wird herausgegeben von
Der Theaterverlag – Friedrich Berlin
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Best.-Nr. 752282
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Redaktionsschluss dieser Ausgabe
war der 14.08.2015
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Albrecht Thiemann (V. i. S....