Schicht um Schicht
Gegen den Strich» dieses Motto für die letzten von ihr verantworteten KunstFestSpiele Herrenhausen taugt vielleicht auch als Überschrift für die ganzen sechs Jahre, in denen Elisabeth Schweeger versuchte, einen der bedeutendsten Barockgärten Europas, der zuvor meist als Kulisse für Barockes, Kleinkünstlerisches und Feuerwerk diente, für die Moderne zu öffnen. Der Widerstand manch lokaler Kulturpolitiker und Redakteure hielt an. Doch der harte Kern Neugieriger war ebenso standhaft.
Einen harten Kern brauchte man auch in diesem Jahr: Kleinteiliges gab es zwar, wie Marco Stroppas schillernde Klavieretüden «Miniature Estrose» (von Florian Hoelscher beispielgebend vorgeführt und erläutert), vor allem aber wurden gleich mehrere Marathonprogramme geboten, ausschweifende, zeitverlorene Exkursionen. So konnte man bei einer Performance des chinesischen Künstlerpaares Xiao Ke und Zi Han den Akteuren vor Beginn ihrer Körperaktion erst einmal sechs Stunden beim Schlafen zusehen. Danny Yung holte in seinem Musiktheater «Flee by Night» die Tradition des chinesischen Theaters mit sehr wenig Bewegung (und noch weniger Musik) in die Gegenwart. Der «Salto Vocale» der Stimmartisten Christian Zehnder ...
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Opernwelt August 2015
Rubrik: Magazin, Seite 70
von Rainer Wagner
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