Ausser sich
Das ist der Stoff, aus dem die Depressionen sind. Neureiche Eltern, Emporkömmlinge, bei denen die Selbstreflexion allerdings nicht Schritt hält mit den wachsenden Renditen. Mama pflegt das Leben als Fassade, der Ehe-Frust sucht sein Ventil im Hyper-Exaltierten. Da bleiben kaum Raum und Liebe für Tochter Antoinette, die unterm Tisch kauert, sich in Irreales davonträumt oder dunkle Fantasien hegt. All das bricht auf, als man mit einem Ball glänzen will – und nur ein Gast kommt.
«Le Bal», dieser Satire-Tragödie-Mix mit einem Schuss Freud, kam 2010 an der Hamburgischen Staatsoper heraus. Oscar Strasnoy, 1970 in Argentinien geboren, vertonte mit Hilfe von Librettist Matthew Jocelyn eine Novelle von Irène Némirovsky. Und die Bayerische Theaterakademie trat nun im Prinzregententheater den Beweis an: Die Farce passt perfekt für eine Ausbildungsschmiede, in der sich Jung-Solisten schließlich auch mit der Moderne befassen müssen, ohne dabei den Spaß zu verlieren.
Munter hat Strasnoy einen Strauß zusammengepflückt vom Folksong über Charleston, Nähmaschinengeräusch, kleine Endlosschleifen und Klangwetterleuchten in Neonfarben bis zum Mahler-Zitat. Ständig ist diese Musik außer sich (was Ulf ...
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Opernwelt Januar 2013
Rubrik: Panorama, Seite 43
von Markus Thiel
54. Jahrgang, Nr 1
Opernwelt wird herausgegeben vom Friedrich Berlin Verlag
ISSN 0030-3690
Best.-Nr. 752251
Redaktion Opernwelt
Knesebeckstraße 59-61, 10719 Berlin
Tel.: +49(0)30/25 44 95 55
Fax: +49(0)30/25 44 95 12
E-Mail: redaktion@opernwelt.de
Redaktionsschluss dieser Ausgabe war der 7.12.2012
Redaktion:
Stephan Mösch (V. i. S. d. P.)
Albrecht Thiemann
Wiebke...
«Geistliches Lied» klingt zu harmlos, auch Thomas Browns Lobgedicht auf Purcells Beiträge zu den beiden 1688 und 1693 erschienenen Bänden der Harmonia Sacra trifft es nicht ganz: «Sweetness combin’d with majesty, prepares / To raise devotion with inspiring airs». Die überaus kunstvollen Kompositionen stehen den Bühnenwerken und Oden an Expressivität in nichts nach,...
Immerhin. Man hält's im Hause des reichsten Mannes von Wien – wie wahrhaftig auch immer – mit der aktuellen Kunst. Man gibt eine Oper in Auftrag, wenn man sie auch später verstümmelt, und auf Tilo Steffens’ Bühne zu Ariadne auf Naxos erblicken wir hinten, hoch oben in der Festloge, den Haushofmeister, in Klimts Jugendstilmalerei vertieft. Wie man mit den...