Nahtoderlebnis

Lübeck | Wagner: Parsifal

Nach Anthony Pilavachis außergewöhnlichem «Ring» in Lübeck durfte man gespannt sein. Tatsächlich wurde nun auch «Parsifal» ein für die Hansestadt bedeutendes Theaterereignis, das über regionale Grenzen hinweg auf Interesse stoßen dürfte.

Pilavachis Deutung beginnt mit einem szenischen Vorspiel, das am Schluss rahmend wiederkehrt: Dem sterbenden Parsifal wird die Herz-Lungen-Maschine abgestellt. Kundry, Amfortas, Klingsor und Titurel betrauern den scheinbar Toten.

Da plötzlich tritt, unsichtbar für die Anwesenden, seine unsterbliche «Seele» aus dem Körper heraus und durchlebt noch einmal die Vergangenheit: die erste Begegnung mit dem Gral, die Versuchung durch Kundry, die anschließenden Irrfahrten, endlich Amfortas’ Erlösung. Jetzt erst – und damit schließt sich der Kreis – kann die «Seele» eingehen in ein Reich des Lichts, das sich ganz konkret im Bühnenhintergrund auftut. «Parsifal» in der Rückblende, als Nahtoderlebnis.

Der Regisseur kleidet das alles in intensiv erzählte, oft überraschend originelle Bildwelten, die sich dennoch nicht allzu weit vom Stück entfernen. Spielort ist eine hell ausgeleuchtete Bühne (Ausstattung: Tatjana Ivschina), entwickelt aus dem Klinik-Ambiente des ...

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Opernwelt November 2012
Rubrik: Panorama, Seite 49
von Gerhart Asche

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Spielpläne

Bei Premierendaten Angabe der Namen in folgender Reihenfolge:
Musikalische Leitung, Inszenierung,
Bühnenbild u. Kostüme - Solisten
AP = A-Premiere
BP = B-Premiere
Mat. = Matinee
N. = Nachmittagsvorstellung

Deutschland

Aachen
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Fax 0241/478 42 01
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