Leidvoll und freudvoll
Dass Schubert nur traurige Lieder geschrieben habe, ist eine fast kanonische Einschätzung, die sich auf seine eigene Aussage beruft. Heutige Interpreten gehen mit dieser Vorgabe unterschiedlich um. Eine entschiedene Position bezieht Matthias Goerne, unterstützt von Christoph Eschenbach, in der 6. Folge seines Schubert-Zyklus beim Label Harmonia Mundi, die dem «Schwanengesang» gewidmet ist. Schon das «rauschende Bächlein» in der einleitenden «Liebesbotschaft» eilt keineswegs «munter und schnell» zur Geliebten, sondern plätschert schwermütig dahin.
Der «unglückselge Atlas», so stellt sich bald heraus, ist das Alter Ego des Sängers, der stellvertretend «die ganze Welt der Schmerzen» tragen muss. Schmerzensgebärden gibt es bei ihm zuhauf auch in den heiteren Gesängen; das so oft verkitschte Ständchen wird hier, im Gegenteil, zum Grabesgesang, da wird der Tod der Liebe, vielleicht gar der Geliebten, gleich mitgesungen. Und selbst des versöhnlichen Schlusses mit der «Taubenpost» kann man hier nicht recht froh werden. Bei all dem Jammer ist es fast konsequent, dass das eher depressive Lied «Der Herbst» (D. 945) in den Zyklus eingefügt ist.
Für seinen interpretatorischen Ansatz mag Goerne ...
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Opernwelt August 2012
Rubrik: Medien, CDs, Seite 25
von Ekkehard Pluta
An lauen Sommerabenden erfüllt den Besucher in den Kuranlagen von Bad Lauchstädt die melancholische Poesie der Goethe-Zeit. Ein blau umpflanzter Schwanenteich, schwefelgelbe Arkaden (die Werther-Farben!), gepflegte Kiesalleen, liebevoll restaurierte Ball- und Wirtschaftshäuser. Über die Wiese grüßt der quadratische Herzogspavillon. Jeden Augenblick glaubt man, das...
ARD
1.8. – 22.45 Uhr
Till Brönner.
Porträt des Trompeters von Michael Wulfes.
15.8. – 22.45 Uhr
Christian Thielemann.
Porträt des Dirigenten von Mathias Siebert.
ARTE
1.8. – 6.00 Uhr
30 Jahre Klavierfestival La Roque d’Anthéron.
English Chamber Orchestra, Orchestre de Chambre de Lausanne, Renaud Capuçon, Christian Zacharias.
2.8. – 2.10 Uhr
Mozart Superstar.
Dokumentation von...
Ein Orchestergraben – wie gehabt. Pulte, Stühle. Bloß keine Musiker. An deren Stelle eine Unzahl von Lautsprechern, welche die Eingebungen eines real existierenden Dirigenten scheinbar spontan umsetzen. Doch die Musik ist natürlich virtuell; von einem Pult im Zuschauerraum aus operiert die Tontechnik mit Reglern und Schiebern.
So etwas erlebte man nicht in Valencia,...