Stilsicher
Spät hat die Lyric Opera of Chicago Händel für sich entdeckt. Auf einen konzertanten «Rinaldo» (1984) in der verstümmelten Fassung, die Marilyn Horne im selben Jahr an der Met herausgebracht hatte, folgte ein Jahr später eine ähnlich invasive Bearbeitung des Oratoriums «Samson» mit Jon Vickers in der Titelrolle. Erst mit der Aufführung der an zahlreiche Häuser exportierten «Serse»-Produktion der English National Opera setzte 1995 eine mehr oder weniger authentische Auseinandersetzung mit Händel ein.
Dass Chicagos aktuelle «Rinaldo»-Produktion musikalisch kaum Wünsche offen lässt, ist dem Barockexperten Harry Bicket am Pult sowie einer ausgezeichneten Sängerequipe zu verdanken, die sich, abgesehen von Countertenor David Daniels in der Titelpartie, aus Chicago-Debütanten rekrutierte. Der Amerikaner Daniels, an der Lyric Opera bereits in den früheren Händel-Produktionen «Partenope» (2003), «Giulio Cesare» (2007) und «Hercules» (2011) eindrucksvoll in Erscheinung getreten, ist – nach indisponierten Auftritten an der Met in dem Barock-Pasticcio «The Enchanted Island» – zu alter Höchstform zurückgekehrt. Für «Rinaldo» hatte man das künstlerisch bewährte «Partenope»-Gespann von 2003 ans ...
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Opernwelt Mai 2012
Rubrik: Panorama, Seite 34
von David Shengold
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