Editorial Mai 2012
Das Wagner- und Verdi-Jahr 2013 kommt auf uns zu. Unaufhaltsam. Wenn man die Pläne der Opernhäuser studiert, die in diesen Tagen veröffentlicht werden, könnte daraus fast eine Drohung werden. Denn klar ist ja: Solche Jubiläen machen Programmplanern die Arbeit leicht – und dem Publikum das Leben schwer. Es wird eben das gespielt, was man immer und ohnehin spielt, nur lässt sich jetzt das Etikett des Besonderen daraufkleben. Während Verdi zumindest in den deutschen Häusern eher am Rande abgefeiert wird, wogt die Wagner-Welle.
Die Hamburgische Staatsoper besitzt dabei immerhin die Größe eines selbstironischen Zungenschlags, setzt den «Wagner-Wahn» gebündelt an und verkauft passend dazu die «Wahn-Card». Außerdem ist sie eines der wenigen Häuser, das sich den dritten großen Opernjubilar des Jahres 2013 vornimmt: Benjamin Britten.
Auf die Idee, 2013 einen Zyklus des Gesamtkunstwerkers Rameau zu etablieren, ist niemand gekommen. Bayreuth hat die Chance verpasst, sich endlich Stockhausens «Licht»-Zyklus zu widmen (da hätte sich die Uraufführung des noch ausstehenden kompletten «Mittwoch» angeboten, aber das macht jetzt Birmingham) oder Kompositionsaufträge für die besondere Akustik des ...
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Opernwelt Mai 2012
Rubrik: Editorial, Seite 1
von Stephan Mösch, Albrecht Thiemann
Für die Hölle gibt’s Szenenapplaus. Ein rot glühendes Fabrikglashaus mit gehörntem Direktor und diabolischer Belegschaft, die Neuzugänge im Zahnräderwerk einer Dampfmaschine entsorgt. Ein Wimmelbild, das die ganze Semperopernbühne füllt und offenbar ganz nach dem Geschmack des feinen Dresdner Premierenpublikums ist. Überhaupt kommt der aufwändig gepflegte...
Frau zwischen zwei Männern – wie viele französische Filme variieren dieses Stereotyp? In der Oper des 19. Jahrhunderts stand dem offenen Umgang mit solchen Dreiecksbeziehungen freilich die sittenstrenge Zensur im Weg – zumal in Italien, aber auch in Paris. So ist es ein Glücksfall, dass nach der Revolution von 1848 die Theaterzensur kurzzeitig aufgehoben war und...
Die Metropolitan Opera hat sich bisher als recht glücklos erwiesen, wenn die Titelpartie von Massenets «Manon» zu besetzen war. Neuinszenierungen des Werks – etwa 1963 mit Anna Moffo oder 1987 mit Catherine Malfitano – fielen durch. Einige Aufführungen konnten zwar mit erfolgreicheren Titelheldinnen aufwarten – Mary Costa, Diana Soviero und Renée Fleming –, den...