Die Banalität des Bösen
Der Regisseur Johannes Erath hat in seiner Frankfurter «Otello»-Inszenierung das Stück auf den Kopf gestellt und Verdis «Dramma lirico» als Brecht’sches Lehrstück vorgeführt. Zu diesem Zweck ließ er sich von Dirk Becker ins nackte Bühnenhaus eine steil ansteigende hölzerne Rampe setzen – Bretter, die hier buchstäblich die Welt bedeuten, auf denen requisitenlose Nüchternheit herrscht. Hundert Paar schachbrettartig aufgereihte Springerstiefel warten darauf, von der Chor-Soldateska angezogen zu werden.
Erath bespielt die kalt abweisende, von sichtbaren Lichtbrücken ausgeleuchtete Fläche raumgreifend in den großen Chorszenen, die intimen Szenen jedoch gehen unter. Auch sie spielen hier in der Öffentlichkeit, und das widerspricht dem Geist von Verdis Musik. Erath macht die Menschen, die in die Falle dieser Eifersuchtstragödie geraten, bewusst klein. Otello ist ein von Versagensängsten getriebener Schwächling, den der zu groß geratene Feldherrnmantel schier erdrückt und der, kaum dass er die Bühne betreten hat, erst einmal sein schwarzes Alter Ego erdrosselt. Desdemona regrediert zur blind liebenden Madonnenikone im Hochzeitskleid, und selbst Jago als Regisseur des Ganzen gewinnt wenig ...
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Opernwelt Februar 2012
Rubrik: Panorama, Seite 36
von Uwe Schweikert
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Im Mai 2010 wurde sie wie ein Staatsakt gefeiert – die Wiedereröffnung des Teatro Colón in Buenos Aires. Doch schon kurz nach dem weltweit beachteten Paukenschlag breitete sich am größten und bekanntesten Opernhaus Südamerikas wieder jener lähmende Krämergeist aus, der einen nachhaltigen künstlerischen Aufschwung blockiert. Schon Ende 2010 warfen Streiks alle Pläne...
Bei Premierendaten Angabe der Namen in folgender Reihenfolge:
Musikalische Leitung, Inszenierung,
Bühnenbild u. Kostüme - Solisten
AP = A-Premiere
BP = B-Premiere
Mat. = Matinee
N. = Nachmittagsvorstellung
Deutschland
Aachen
Tel. 0241/478 42 44, 0180/500 34 64
Fax 0241/478 42 01
• Verdi, Un ballo in maschera: 5. (P), 10., 25. (Halász, Schmitz-Aufterbeck, Brendel, Münchow)
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