Berlioz, der Schwierige
Man darf es als Bekenntnis, als musikpolitischen Aufbruch verstehen, wenn sich die neuen Intendanzen in Karlsruhe und Stuttgart einem der großen, hierzulande noch immer nicht in seiner vollen Bedeutung anerkannten Zeitgenossen zuwenden – Hector Berlioz, dem bahnbrechenden Orchestervirtuosen und eigentlichen Zukunftsmusiker unter den großen Komponisten des 19. Jahrhunderts. Und das, während überall mit Blick auf 2013 am «Ring» gebastelt wird.
In Stuttgart ist es die Fortschreibung eines unter Albrecht Puhlmann begonnenen Engagements für die französische Oper (allerdings hätte man sich ein anderes Stück gewünscht als den 1995 schon einmal szenisch danebengegangenen «Faust»), in Karlsruhe der Auftakt einer neuen Programmlinie, die an die große Zeit unter dem langjährigen Hofkapellmeister Felix Mottl anknüpft. Der Wagnerianer Mottl war eine der Säulen der Bayreuther Festspiele, hat sich aber gleichzeitig für den damals in Frankreich noch verkannten Berlioz engagiert und 1890 in Karlsruhe die erste Gesamtaufführung von «Les Troyens» gewagt, die der Komponist als Ganzes nie auf der Bühne sah.
Wie Wagners «Ring» ist «Les Troyens»» ein Menschheitsdrama. Berlioz’ Libretto fasst zwei ...
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Opernwelt Dezember 2011
Rubrik: Im Focus, Seite 12
von Uwe Schweikert
Sie stehen zwar nicht ganz im Dunkeln, aber doch im Schatten: die späten Musiktheaterstücke von Kurt Weill. Der amerikanische Weill wird noch immer gern mit deutscher Herablassung abgekanzelt: ein Kunstschaffender, der am Broadway fremdgeht. Als habe Weill seine Heimat frei- und mutwilig verlassen.
Wenn die Niedersächsische Staatsoper jetzt seine «Lady in the Dark»...
Die größte Ehre kommt noch. Wie am Rande der Verleihung des Birgit-Nilsson-Preises in Stockholm bekannt wurde, wird die schwedische Sopranistin auf dem neuen 500-Kronen-Geldschein ihres Heimatlandes verewigt, demnächst. Damit dürfte sie die Sängerin mit der größten Häufigkeit im Portemonnaie ihrer Landsleute sein. Sie hätte gelacht darüber. Und Grund gehabt.
Denn...
Die Deutschen machen sich’s bekanntlich nicht leicht mit ihrer Festoper schlechthin, mit Wagners «Die Meistersinger von Nürnberg». Erst recht in Nürnberg. Drum tat Intendant Peter Theiler gut daran, die Neuinszenierung des heiter-tiefsinnigen, aber durch nationalsozialistische Vereinnahmung kontaminierten Werks David Mouchtar-Samorai anzuvertrauen. Der in Bagdad...