Schlag nach bei Shakespeare
Das Timing hätte nicht besser sein können: Zeitgleich zu seiner Ausrufung als Nachfolger des 2012 nach Innsbruck wechselnden Pfalztheater-Intendanten Johannes Reitmeier konnte Operndirektor Urs Häberli als Regisseur mit der «Feenkönigin» einen rauschenden Erfolg einfahren. Die Ovationen waren aber nicht nur ein Vorschuss auf die erhoffte Fortsetzung des profilierten Musiktheaterangebots am Fuß des Betzenbergs, sie galten auch einem ungewöhnlichen Experiment.
Denn Häberli führt Purcells Oper «The Fairy Queen» auf ihre Ursprünge zurück, bringt wieder Shakespeare verstärkt ins Spiel – nachdem maßgebliche Produktionen, etwa David Pountneys ENO-Inszenierung 1995, auf den Schauspielteil weitgehend verzichteten.
Die starke Einbettung der musikalischen Nummern in originale Shakespeare-Szenen (benutzt wird die deutsche Übersetzung Frank Günthers) entspricht der Intention des Komponisten, kostet allerdings einige Striche in der Partitur, denen manche von Purcells allegorischen Figuren zum Opfer fallen. Auf der anderen Seite gelingt Häberli, was sonst selten funktioniert: Er schafft eine wirkliche Verschmelzung von Gesang, Schauspiel und Tanz, geradezu unmerklich gehen Purcell und Shakespeare ...
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Opernwelt August 2011
Rubrik: Panorama, Seite 40
von Dieter Lintz
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