Starke Frauen
Ganz auf sich zurückgeworfen sind die 16 Nonnen in «Dialogues des Carmélites». In ihrer Lebensweise, in der Entscheidung gegen die (Außen-)Welt, auch in der Wahl des Märtyrertums. Am Tiroler Landestheater wird das erst recht augenfällig, wo die Oper in fast provozierender Kargheit gespielt wird, die Charaktere und Schicksale überdeutlich hervortreten lässt. Fast keine Requisiten, wenige Hintergrundprospekte, auf denen in flüchtiger Schraffur die Schauplätze angedeutet sind (Ausstattung: Claudia Spielmann-Hoppe) – mehr ist nicht notwendig.
Marina Wandruszka, im «Hauptberuf» Ensemblemitglied des Thalia Theaters und seit 1988 auch Regisseurin, weicht den Fallen des Stücks klug aus. Keine Genre-Bilder aus dem Klosterleben, keine Bigotterie, aber auch keine Weinerlichkeit, keine stereotypen «starken Frauen»: Zu erleben sind in dieser so präzisen wie bescheidenen und hochmusikalischen Inszenierung Menschen, die sich alle auf ihre Weise mit dem Rückzug ins Kloster abfinden – oder eben nicht. Die eine, indem sie mit unreflektierter Gläubigkeit begeistert über die Schwestern hinwegblickt und -singt, die andere, indem sie eine Statue des Jesuskindes wie ein eigenes Baby hätschelt. Viel ...
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Opernwelt August 2011
Rubrik: Panorama, Seite 39
von Markus Thiel
Die Eröffnungspremiere in der Arena di Verona ist mal wieder eine Zitterpartie bis fast zur letzten Minute. Angstvoll wandern die Blicke der Besucher gen Himmel – doch das Wetter hält. Der angekündigte Regen fällt nicht, am Ende reißt sogar der nächtliche Himmel auf, und während Violetta Valéry ihr Leben aushustet, steigt direkt hinter Bühne goldgelb der Vollmond...
Es leuchtet ein, dass sich Antonio Pappano im Zuge seiner frisch entdeckten Rossini-Begeisterung zunächst «Guillaume Tell» zugewandt hat: Schließlich steht der «Tell» als französische Grand Opéra eines emigrierten Italieners für die Symbiose aus italienischen Wurzeln und musikalischem Weltbürgertum, die auch den in Großbritannien und den USA aufgewachsenen...
Die Münchner Sonntagskonzerte, 1952 vom Bayerischen Rundfunk ins Leben gerufen und anfangs ganz der leichten Muse gewidmet, entwickelten sich in den 60er-Jahren zu einem Festival großer Opernstimmen. Als Schüler habe ich kaum eine der Sendungen verpasst, in denen auch einige Sänger mitwirkten, von denen es keine Schallplattenaufnahmen gibt und die heute fast oder...