
Opernwelt Mai 2021
Editorial
Im Focus
Bücherwurm und Lustmolch
Liebe und Gelehrsamkeit in Zeiten der Pandemie: Tobias Kratzer verortet Gounods «Faust» an der Opéra Bastille, leider nicht immer zwingend, im Hier und Jetzt, Lorenzo Viotti dirigiert feinsinnig und geschmeidig, Benjamin Bernheim brilliert in der Titelpartie
O Hoffnungslosigkeit, o Glück!
Meine Abende mit dem Regisseur Christof Loy: die Tschaikowsky-Hommage «Nur wer die Sehnsucht kennt» an der Oper Frankfurt und seine Lesart von Riccardo Zandonais «Francesca da Rimini» an der Deutschen Oper Berlin
Mein Sehnen, mein Wähnen: Corona Spezial
Ein Fall von Freiheitsberaubung
Der Widerstand gegen die Corona-Politik von Bund und Ländern wächst. Nun hat die Initiative «Aufstehen für die Kunst» gleich zwei Klagen eingereicht
Risikoberuf
Singen als Quell der Angst. Wie wird in Ausbildungsstätten damit umgegangen? Bariton Andreas Schmidt, Professor an der Hochschule für Musik und Theater in München sowie Dozent am Salzburger Mozarteum, gewährt einen Blick hinter die Kulissen
So macht Leiden Spaß
Die Kunst leidet. Aber sie hat in der Krise die Chance, über innovative Konzepte nachzudenken. Vier Bücher zeigen, wie kreativ die Branche denkt
Im Focus
Zwischen den Welten
Die Werke Jacques Offenbachs unterliegen nach wie vor dem Generalverdacht, kaum mehr zu sein als spöttische Bouffonnerien, die das Zweite Kaiserreich Louis Napoléons durch den Kakao ziehen. Doch bereits mit der großen Romantischen Oper «Les Fées du Rhin» eroberte sich Offenbach 1864 ein neues Terrain, auf dem dann die Meisterwerke «Le Roi Carotte» und «Les Contes d’Hoffmann» entstanden. Ein Besuch in der Komponierwerkstatt eines musikalischen Genies
Auf der Suche nach dem verlorenen Genie
Erich Wolfgang Korngold, in den 1920er-Jahren als Zeitgenosse umjubelt, von den Nazis aus Europa vertrieben, danach als «Hollywoods Leibeigener» diffamiert oder ignoriert und seit einem halben Jahrhundert wiederentdeckt, widerfährt mit einer umfassenden Werkausgabe endlich die gebotene Gerechtigkeit
Ein-Blicke
Spielen dürfen sie, wenn überhaupt, nur vor leer gefegtem Saal und laufenden Kameras. Dennoch proben viele Opernhäuser unverdrossen und mit nicht nachlassender künstlerischer Intensität weiter und präsentieren die Ergebnisse dieser Probenprozesse via Streaming-Service. «Opernwelt» dokumentiert in loser Folge einige Ausschnitte dieser wichtigen Arbeit
Hören, Sehen, Lesen
Einfach himmlisch
Sonya Yoncheva unternimmt, von der Cappella Mediterranea unter Leonardo García Alarcón mustergültig begleitet, eine spirituelle Reise durch die Musikgeschichte
Westöstliches Licht
Fatma Said singt französische, spanische und arabische Lieder
CD des Monats
Schubert lebt!
Andrè Schuen und Daniel Heide entführen uns mit ihrer kongenialen Deutung der «Schönen Müllerin» in die melancholisch schimmernde Welt der Romantik
Hören, Sehen, Lesen
Geschmeidige Wollust
Exquisit: Countertenor Valer Sabadus interpretiert Arien von Johann Sebastian Bach und Georg Philipp Telemann
Gefühlsverstärker
Mal keusch, mal künstlich animiert: Peter Schreier und sein Liedalbum «Schöne, strahlende Welt» von 1977 in digitaler Neuaufbereitung
Genuin lyrisch
Christian Immler singt bislang unveröffentlichte Lieder von Hans Gál, Helmut Deutsch begleitet ihn gewohnt souverän
Unter dem Brennglas
Erstmals komplett eingespielte Lieder Erwin Schulhoffs belegen exemplarisch die stupende Vielsprachigkeit des Komponisten
Was uns die Liebe erzählt
Jodie Devos singt, von Nicolas Krüger vorzüglich begleitet, mit großer Intensität Lieder von englischen, französischen und belgischen Komponisten des 20. Jahrhunderts
Aus allen Sternen in die Einsamkeit
Liedkunst vom Feinsten: Ilker Arcayürek und Simon Lepper gehen auf Schubert-Reise, Catriona Morison und Malcolm Martineau durchstreifen spätromantische Traumlandschaften
Un-erhört!
Der Tenor Daniel Behle und sein exzellenter Pianist Oliver Schnyder erkunden den unbekannten Strauss
Der Mythos lebt
Die von Julian Caskel herausgegebene Essaysammlung «Der Karajan-Diskurs» erschließt den Dirigenten als interpretationsgeschichtliche Zäsur
BUCH des Monats
Faszinierendes Kaleidoskop
Der von Stephan Mösch herausgegebene Band «Weil jede Note zählt» glänzt durch Vielschichtigkeit
Interview
Die pure Energie
Wenn sie lacht, wackeln die Wände. Und sie weiß das, gebietet sie doch in hohem Maß über jenes dramatische Talent, das der liebe Gott manchen Irdischen in die Wiege legt. Aber nicht nur das. Auch sängerisch zählt Nicole Chevalier längst zu den Besten ihres Fachs. Ein Gespräch über tragische und andere Frauen, radikale Regiekonzepte, Gurus auf der Bühne und im Graben sowie die Frage, ob es Zufälle im Leben gibt
Abschied
Doppelleben
Das Phänomen James Levine lässt sich nur begreifen, wenn man es von zwei Seiten betrachtet. Anmerkungen zu einer Karriere zwischen Sonnenstaat und Schattendasein
Serie
Keine Angst vor geschlossenen Räumen
Bühnen- und Lichtgestalter stellen ihre liebste Arbeit vor – Olaf Winter: «nur manchmal geht eine Türe auf, dann fällt ein Licht hinein ...»
Service
Magazin
Chiffren der Überwältigung
Poetischer Intellektueller, feinsinniger Psychoanalytiker der Oper, Provokateur und Wünschelrutengänger der Interpretationskunst – zum 80. von Hans Neuenfels
Zeitgemäß
Das Opera Forward Festival in Amsterdam und die Berliner MaerzMusik jonglieren relativ gekonnt mit digitalen Formaten
Drei Schwestern
Moskaus Opernhäuser präsentieren nach dem Ende des Lockdowns die bewährten Klassiker «Carmen», «Salome» und «Tosca»
Utopieraum Theater
Der Film «Das Haus der guten Geister» ist eine Hommage an den Intendanten und Regisseur Jossi Wieler
Gott, welch Dunkel hier!
Das Festival «Freie Frauen?» an der Opéra National de Lyon verklammert Paul Dukas’ «Ariane et Barbe-Bleue» mit Béla Bartóks Einakter «Herzog Blaubarts Burg»
Idiomatisch
Australien spielt wieder: «Herzog Blaubarts Burg» beim Adelaide Festival, «A Midsummer Night’s Dream» in Sydney
Klein, aber oho!
Das Frankfurter Format «... à trois» hat sich einen festen Platz in der Opernwelt erobert und seit gut einem Jahr auch eine eigene Spielstätte in der Volksbühne
Apropos... Selbstvertrauen
Dergleichen ist selten: Beim renommierten Kontest «Tenor Viñas» in Barcelona gewann CARMEN ARTAZA gleich sechs Preise. Die 26-jährige Mezzosopranistin, die in Frankfurt am Main bei Michelle Breedt studiert, steht damit vor ihrem internationalen Durchbruch; unter anderem wird sie in Hannover die Dorabella in Mozarts «Così» singen. Kurz vor dem Triumph in ihrer spanischen Heimat war die Sängerin als Finalistin des Bundeswettbewerbs Gesang in Berlin noch leer ausgegangen.