Opernwelt Mai 2017
Editorial
Im Focus
Gespenster, so nahe
Händels «Rodelinda» in Madrid: Ivor Bolton und Claus Guth erzählen ein Drama der Obsessionen
Aktenzeichen Aufklärung, ungelöst
Sandra Leupold deutet Webers «Freischütz» am Theater Heidelberg als Horrortrip der erniedrigten Kreatur
Von gestern auf heute
So viel Rekurs auf die Aufführungsgeschichte war nie: Die Opéra de Lyon lud zu einem «Festival Mémoires», das Regiearbeiten von Ruth Berghaus («Elektra», 1986), Heiner Müller («Tristan und Isolde», 1993) und Klaus Michael Grüber («L’incoronazione di Poppea», 1999) neu auflegte. Salzburg baute eine «Walküre»-Bühne nach, die für die erste Saison der Osterfestspiele vor fünfzig Jahren entworfen wurde. Das Mannheimer Nationaltheater feierte seinen seit 1957 gespielten «Parsifal» mit einer Festvorstellung. Doch was bringen solche Wiederbelebungsversuche eigentlich? Fünf Schlaglichter
Wimmelbilder
Giordanos «Andrea Chénier» als Erstaufführung an der Bayerischen Staatsoper in München, mit Jonas Kaufmann und Anja Harteros
Totales Theater
Calixto Bieito entfesselt in Basel Iannis Xenakis’ archaisch-moderne Version der «Oresteia» mit dem phänomenalen Holger Falk
Kindertotentanz
Alban Bergs «Wozzeck» in Amsterdam, von Krzysztof Warlikowski als Totenmesse inszeniert, musikalisch durchleuchtet von Marc Albrecht
Zukunftswerkstatt?
Das Opera Forward Festival in Amsterdam stellt neue Stücke von Mohammed Fairouz, Moritz Eggert und Calliope Tsoupaki zur Diskussion. Einziger Lichtblick: komponierte Anmerkungen zu Bach von Annelies Van Parys und Samir Odeh-Tamimi
Hören, Sehen, Lesen
Gleichklang, Eilklagen
Neue Recitals mit den Countertenören Xavier Sabata und Philippe Jaroussky
Maximal sinnenfreudig
Antonio Cestis «L’Orontea» als Live-Mitschnitt aus Frankfurt
Schwärmer und Rauscher
Julia Lezhneva entdeckt Opernarien von Carl Heinrich Graun
Das richtige Maß
Donizettis frühe Buffa «Olivo e Pasquale» und Mercadantes «Francesca da Rimini» auf DVD
CD des Monats
Liebesstürme
Juliane Banse singt Orchesterlieder von Hans Werner Henze, Aribert Reimann und Wolfgang Rihm
Hören, Sehen, Lesen
Hingerissen
Die Altistin Marie-Nicole Lemieux kann von Rossini gar nicht genug kriegen
Trunkenheit ohne Wein
Julian Prégardien erkundet Schuberts «Winterreise» – mit Michael Gees, Hans Zender und Lotte Lehmann
Zuckerfrei
Benjamin Appl singt Lieder der Romantik und des 20. Jahrhunderts, das Ensemble Amarcord mehrstimmige Stücke von Schubert
Ganz aus dem Wort
Yann Beuron und Tassis Christoyannis mit Orchesterliedern von Camille Saint-Saëns
Immer der Nase nach
Christiane Karg mischt Lieder von Ravel, Debussy, Britten, Koechlin und Duparc zu einem verführerischen «Parfum»
Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt
Krassimira Stoyanova singt, begleitet von Maria Prinz, Lieder von Giacomo Puccini
Einführung mit Einfühlung
Sabine Henze-Döhring und Sieghart Döhring stellen 101 wichtige Fragen zum Thema «Oper»
Braunes Flachwerk
Ein Sammelband untersucht Stoffe, Partituren und Wirkung neuer Opern in NS-Deutschland
Interview
Ich komponiere nicht, ich werde komponiert
Es geht ihm durchaus um Schönheit, Wahrheit, musikalische Logik, nicht jedoch um Konsens und Konsum. Lange haftete Helmut Lachenmann das Etikett des Zerstörers, Verweigerers und «Geräuschkomponisten» an. Ein Gespräch über das Enstehen des Klangs
Panorama
Reportage
Coole Sache
Seit acht Jahren gibt es in Nordnorwegen ein Orchester, das auch Oper spielt. Nun hat sich die Arctic Philharmonic mit Strauss nach Naxos begeben
Service
Das Theaterfoto
Vier Augen sehen mehr
Erst im Team fanden Monika und Karl Forster ihre Berufung
Magazin
Wer war Monteverdi?
450 Jahre nach der Geburt des Opernpioniers ist John Eliot Gardiner mit dessen «trilogia secolare» auf Tour, Silke Leopold und Michael Heinemann legen neue Monografien vor, Cremona zelebriert den berühmten Sohn der Stadt als Markenzeichen
Aus dem Leben eines Taugenichts
Mal ehrlich free
Magazin
Boulevard habitude
Wie nachlässiger Umgang mit den theatralischen Qualitäten von Puccinis «Manon Lescaut» auch der Musik schadet
Abgefahren
Das Theater Hagen präsentiert Ludger Vollmers Adaption des Kult-Jugendromans «Tschick»
Für Kenner und Liebhaber
Norbert Miller zum 80. Geburtstag
Radikal individuell
Das Berliner Festival Maerzmusik widmet sich der Frage nach der Zeit und präsentiert erstmals eine Komposition von Gérard Grisey
Weiter leben
Wie das Gerhart-Hauptmann-Theater sich gegen die Verhältnisse stemmt: Thomas Adès’ «Powder Her Face» in Zittau
Leidenskitsch
Thomas Morses «Frau Schindler» tappt am Münchner Gärtnerplatztheater in (zu) viele Fallen
Zeichen und Spuren
Eine Ausstellung und ein Essayband beleuchten die Homosexualität Siegfried Wagners
Apropos... Medea
Starke Frauen, schwache Frauen, verrückte Frauen, wahnsinnig gewordene Frauen - bei Nicole Chevalier sind sie alle gut aufgehoben. Furore machte sie als Violetta Valery in Benedikt von Peters «La traviata»-Inszenierung an der Staatsoper Hannover; an der Komischen Oper Berlin reüssierte die amerikanische Sopranistin insbesondere in Offenbachs letztem Bühnenwerk «Les Contes d’Hoffmann», wo sie gleich alle vier Frauenrollen verkörperte. In Aribert Reimanns «Medea» singt sie an der Behrenstraße nun erstmals die Titelrolle.