Opernwelt März 2011
Editorial
Im Focus
Fortschritt durch Emotion
«Das Konzentrieren auf die Technik ist fast zur Nebensache
geworden»: Seit über vier Jahrzehnten steht Edita Gruberova auf der Bühne. In München hat die 64-Jährige ihre letzten «Traviata»-Vorstellungen gegeben. Aber ans Aufhören denkt sie noch nicht – im Gegenteil: Gerade hat sie in Wien wieder «Lucrezia Borgia» und in Barcelona «Anna Bolena» gesungen, demnächst stehen «Norma» und «Roberto Devereux» im Terminkalender, 2012 wagt sie in Bellinis «La straniera» sogar ein weiteres Rollendebüt. Markus Thiel hat die Sängerin während der letzten Wochen für «Opernwelt» beobachtet und gesprochen.
Wüste im Herzen
Das einsame Sterben der Violetta Valery: Peter Konwitschnys «Traviata» in Graz mit einer wunderbaren Marlis Petersen
Bürgerliches Trauerspiel
Mariame Clément und Christophe Rousset decken in Rameaus «Castor et Pollux» am Theater an der Wien eine traumatische Familiengeschichte auf
Song Contest statt Sängerkrieg
Zurück in die Zukunft? Harry Kupfer liefert an der Zürcher Oper seine fünfte «Tannhäuser»-Inszenierung ab,
am Pult steht Ingo Metzmacher
Jetzt erst recht
Wer sich auf Opernentdeckungsreise durch Thüringen und Sachsen begibt, stößt auf eine paradoxe Mischung aus Sparauflagen, Personalnot und künstlerischer Vitalität. Viele Häuser sind substanziell gefährdet – obwohl sie vorbildliche Arbeit leisten und immer wieder Mut zum Wagnis zeigen. So bringt Gera zum ersten Mal seit der Uraufführung 1913 Walter Braunfels’ «Ulenspiegel» auf die Bühne, traut sich Plauen an die nahezu unbekannte Erstfassung von Verdis «Maskenball», während Chemnitz mit Nicolais «Die Heimkehr des Verbannten» ein veritables Meisterwerk ausgräbt. Uwe Schweikert hat sich für «Opernwelt» vor Ort umgesehen und umgehört.
Medien/CDs
Diven-Offensive
Neue Recitals von Joyce DiDonato, Diana Damrau und Natalie Dessay bei Virgin Classics
Medien/CD
Neues Label, neues Glück
Anne Sofie von Otter hat mit dem Jazz-Pianisten Brad Mehldau 20 Liebeslieder aufgenommen
Aus der Pralinenschachtel
«Il convitato di pietra»: Pacinis «Don Giovanni»-Version für den Hausgebrauch auf CD
Medien/DVD
Komisch mit Contenance
Loriot und die Musik – eine unendliche Liebesgeschichte auf fünf DVDs
Entspannte Lektionen
Zungenfertig: Verena Reins Feature «Die Befreiung des Klangs» auf DVD
Thema
Kulturtransfer und Identität im Musiktheater
Die Welt wird kleiner. Wirtschaft und Technik setzen global verbindliche Standards durch. Was bedeutet die Entwicklung für das Musiktheater? Statements von Anselm Gerhard, Thomas Seedorf, Michael Walter und Peter Konwitschny / Ein Wort vorweg von Stephan Mösch
Alles Puccini?
Standardisierung und Identitätsverlust im heutigen Musiktheater
Man trifft sich in Paris
Italienischer und französischer Operngesang
Wer zerreißt Orpheus?
Zur europäischen Identität der Oper
Wer keine Haltung hat, ist zum Design verdammt
Peter Konwitschny über seine Erfahrungen in Japan und in beiden deutschen Staaten
Panorama
Bis zum Platzen
Augsburg: Weill: Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny
Erkenntnis und Versuchung
Baden-Baden: Mozart: Così fan tutte
Zwischen allen Stühlen
Berlin: Deutsche Oper: Strauss: Die Liebe der Danae
Ohne Ende
Berlin: Staatsoper im Schiller Theater: Traetta: Antigona
Aus Fleisch und Blut
Bozen: Beethoven: Fidelio
Lohnt sich doch
Breslau/Wroclaw: Verdi: Giovanna d’Arco
Verzeichnet
Düsseldorf: Deutsche Oper am Rhein: Rameau: Platée
Gute Nacht
Freiburg: Kagel: Aus Deutschland
Selbst ernannter Prophet
Mainz: Szymanowski: König Roger
Apotheose des Künstlertums
Oldenburg: Hindemith: Cardillac
Wenig Lyrik, viel Komödienstadl
Toulouse/Paris: Opéra Comique: Prokofjew: Die Verlobung im Kloster
Zeitlos gültig
Venedig: Nono: Intolleranza 1960
Im Zeitraffer
Weimar: Wagner: Tristan und Isolde
Bartoli im Schlafzimmer
Zürich: Rossini: Le Comte Ory
Service
Magazin
Fin de Siècle
Frankfurter Dramaturgie: Während Yuval Zorn und Elisabeth Stöppler im Bockenheimer Depot Zemlinsky, Schönberg und Mahler verknüpfen, führt Kirill Petrenko am Großen Haus die Magie von Puccinis «Tosca»-Partitur vor
Vokales Ebenmaß
Zum Tod der Sopranistin Margaret Price
Provisorien, viel Streit und Hoffnungsschimmer
Im Mai 2010 feierte Argentinien die Wiedereröffnung des Teatro Colón – ein Blick auf die durch Streiks beeinträchtige erste Saison
Der Clown als Tiefenpsychologe
Rolando Villazón gibt mit Massenets «Werther» an der Opéra de Lyon sein Regiedebüt
Auf Umwegen
Ein Vierteljahrhundert nach der Uraufführung bringt die Met «Nixon in China» heraus –
John Adams wird als Dirigent gefeiert, Peter Sellars passt seine Originalregie dem Zeitgeist an
Das Staunen hat er nicht verlernt
Wilfried Hiller zum 70. Geburtstag
Visconti lässt grüßen
Nach einem Streik eröffnete das Teatro Massimo in Palermo die neue Saison mit der Uraufführung von Marco Tutinos «Senso»
Neue Plätze braucht der Chor
Simon Halsey und sein Berliner Rundfunkchor arbeiten nicht nur für den Konzertsaal, sondern auch für die «Community»
Opern-Schredderer
Paradigmenwechsel im Musiktheater? David Marton verweigert die (musikalische) Geschlossenheit der Werke – zuletzt mit einem «Odysseus»-Abend nach Monteverdi an der Berliner Schaubühne
Apropos ... Lyrik
Mit Partien wie Ortrud und Brangäne hat sich Janina Baechle in den letzten Jahren in die erste Reihe der deutschen Mezzosopranistinnen gesungen. Wien, wo sie bis 2010 dem Ensemble der Staatsoper angehörte, ehrte sie mit der Eberhard-Waechter-Medaille, in München wurde sie zuletzt als Jezibaba in der neuen «Rusalka» der Bayerischen Staatsoper gefeiert. Doch im März stellt sich Janina Baechle einer ganz anderen Herausforderung. In Bruno Mantovanis neuer Oper «Akhmatova» verkörpert sie die berühmteste russische Dichterin. Premiere der Uraufführung an der Bastille-Oper in Paris ist am 28. März.
Auszug
Edita Gruberova
«Das Konzentrieren auf die Technik ist fast zur Nebensache geworden»: Seit über vier Jahrzehnten steht Edita Gruberova auf der Bühne. In München hat die 64-Jährige ihre letzten «Traviata»-Vorstellungen gegeben. Aber ans Aufhören denkt sie noch nicht – im Gegenteil: Gerade hat sie in Wien wieder «Lucrezia Borgia» und in Barcelona «Anna Bolena» gesungen, demnächst stehen «Norma» und «Roberto Devereux» im Terminkalender, 2012 wagt sie in Bellinis «La straniera» sogar ein weiteres Rollendebüt. Markus Thiel hat die Sängerin während der letzten Wochen für «Opernwelt» beobachtet und gesprochen.