
Opernwelt Juni 2020
Editorial
Focus Spezial
«Weitermachen ist mehr, als ich tun kann »
Viele von ihnen waren nahe dran. Die Arbeit war abgeschlossen, jetzt musste nur noch der Vorhang hochgehen. Dann kam Corona. Die Krise. Und fast alles wurde anders. Grund genug, einmal nachzufragen, wie es denen geht, die Oper inszenieren und damit auch unsere Fantasie beflügeln. 13 Regisseurinnen und Regisseure haben auf unsere Bitte hin ihre Gedanken, Gefühle, Ideen, Visionen und Ängste aufgeschrieben
Focus Paris
Den roten Zahlen zum Trotz
Ob Comédie-Française, Odéon oder die Opernhäuser, ob Chaillot – Théâtre national de la Danse oder Crazy Horse – in Paris wird bereits die Zukunft nach dem Corona-GAU durchgespielt. Im Kopf, im Netz, am Telefon. «Raus aus dem Elfenbeinturm», lautet die Devise
Focus Italien
Warum nicht mit Maske singen?
Einige wollen zurück zur Normalität. Andere unter Corona-Bedingungen spielen. Die Krise als Ansporn und Weckruf – ein Stimmungsbild aus Italien
Focus New York
Die Wahrheit des Marktes
Wie der amerikanische Dramatiker Ayad Akhtar sein Land, seinen Präsidenten, die Situation der Künstler und sich selbst in Zeiten von Corona erlebt – ein Brief aus New York
Bühnendämmerung
Seit Mitte März läuft in New Yorks Theatern nichts mehr. Tausende Beschäftigte haben über Nacht ihren Job verloren. Und jeden Tag werden es mehr. Selbst die Metropolitan Opera, eines der größten Kulturinstitute Amerikas, hat den Großteil der Belegschaft freigestellt. Auch am Broadway geht es ums nackte Überleben
Focus Spezial Help!
Jeden Tag eine neue Wendung
Öffentliche und private Hilfsprogramme für die darstellenden Künste sollen die Gefahr eines irreversiblen Kahlschlags verhindern. Aber was kommt eigentlich bei denen an, die an der Ausübung ihres Berufs und ihrer Berufung gehindert werden? Eine Tour d’Horizon durch unübersichtliches Terrain
Eiertanz auf Flickenteppich
Freischaffende Künstler sind von der Stilllegung des Spielbetriebs besonders hart betroffen. Nicht alle Häuser waren bereit, ihnen mit Ausfallzahlungen beizustehen. Aber es gibt auch Licht am Horizont
Hören, Sehen, Lesen
Mythologischer Obstsalat
Leonardo García Alarcóns Versuch, eine italo-spanische «Prometeo»-Oper von Antonio Draghi zu retten
Frauenbilder
«Immortal Beloved»: Das Beethoven-Album von Chen Reiss ist interessanter als sein Titel
CD des Monats
Grandioses Hörtheater
Bruno Ganz hat auf Initiative des jungen Pianisten Kirill Gerstein kurz vor seinem Tod ein vergessenes Meisterwerk geborgen: Alfred Lord Tennysons Vers-Melodram «Enoch Arden», mit der Musik von Richard Strauss
Hören, Sehen, Lesen
Hochzeit mit Hindernissen
Brillantes CD-Debüt einer vergessenen Offenbach-Operette: «Maître Péronilla»
Erste Träume, letzte Dinge
Lieder und Arien von Mozart, Dvořák, Mussorgsky, Liszt, Tschaikowsky, Duparc, Rachmaninow und Strauss mit Elsa Dreisig, Iryna Kyshliaruk, Valentina Nafornita
Lichte Stunden
Originelle Dialoge im Atem des Fin de Siècle: Mélodies von Lili und Nadia Boulanger
Maskeraden
Ivor Bolton und das Sinfonieorchester Basel huldigen dem Arrangeur Luciano Berio
Interpretieren heißt übersetzen
Gedanken zu Sergio Morabitos Texten über das Wunderwerk der Oper
Die andere Moderne
Wie sich in Franz Lehárs Operetten die Umbrüche der vorletzten Jahrhundertwende spiegeln – Würdigungen zum 150. Geburtstag des Komponisten
Thema Ästhetische Erfahrung
Alles auf dem Schirm
Das Virus hat die ästhetische Erfahrung in den digitalen Raum verlegt. Worauf kommt es an, wenn die performativen Künste nur als Stream verfügbar sind? Anmerkungen aus aktuellem Anlass
Jede Stimme zählt
Viele Kunsthochschulen haben nach Ausbruch der Corona-Epidemie schnell reagiert und auf digitalen Unterricht umgestellt. Sarah Wedl Wilson, Rektorin der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin, über kreatives Krisenmanagement der besonderen Art
Interview
Perfekt ist uninteressant
Ihre Stimme hat jenen ganz eigenen Bernstein-Ton, auf der Bühne vibriert Kate Lindsey nur so vor konzentrierter Energie. Das Nachwuchsprogramm der New Yorker Met katapultierte die amerikanische Mezzosopranistin vor Jahren nach oben, seitdem hat sich die 39-Jährige vor allem in Hosenrollen etabliert, zuletzt furios in Olga Neuwirths «Orlando» an der Wiener Staatsoper. Höchste Zeit für ein Gespräch
In Memoriam
Der Wanderer
Mit seinem Körper hatte die Natur es nicht gut gemeint: Schon in jungen Jahren schien für den von schweren Erkrankungen Heimgesuchten das Ende aller Tage nahe. Doch bei einem wie Peter Jonas mobilisierte die ständige Bedrohung der Physis umso stärker die Lebensgeister. Die inspirierende, unberechenbare Vitalität eines formbewussten, gewitzten, durchsetzungsstarken, den Künsten verfallenen Asketen, dessen Stern weit über die English National Opera in London und die Bayerische Staatsoper in München hinausstrahlte, die ihm bis heute wirkende Impulse verdanken
Service
Magazin
«Ich staune wirklich»
Stefanie Carp, Künstlerische Leiterin der Ruhrtriennale, über die Absage des Festivals durch den Aufsichtsrat und die Kontroverse um den Historiker und Philosophen Achille Mbembe
Annus horribilis
Abbruch und Rückzug: Festspieldrama in Bayreuth
Die größte Barriere ist der erste Besuch
Warum regionale Verankerung und Eigenständigkeit wichtiger sind als Maße und Mittel: Der Dirigent Florian Ziemen hält ein flammendes Plädoyer für das Potenzial kleiner Theater
Alltag im Ausnahmezustand
Der Komponist Hans Gál und der Regisseur Georg M. Höllering setzen 1940 als Internierte auf der Isle of Man in einer Revue aufs komische Potenzial des weggesperrten Lebens: «What a Life!». Das Royal College of Music in London veröffentlicht jetzt erstmals die Partitur
Apropos... Musik und Medizin
Am Essener Aalto-Musiktheater stand er in Dietrich Hilsdorfs Inszenierung von Alessandro Scarlattis «Cain»-Oratorium auf der Bühne. Als Abel, in einer Sopran-Partie. Doch Philipp Mathmann ist nicht nur Sänger mit einer außergewöhnlich hohen Stimme, er hat auch Medizin studiert und als Facharzt für Phoniatrie an der Berliner Charité gearbeitet. Zudem engagiert er sich in einem deutsch-englischen Forschungsprojekt, das um Musiker- und Stimmgesundheit kreist.