
Opernwelt Februar 2016
Editorial
Im Focus
Europa, ein Saustall
Spätblüte des Marthaler-Theaters: «Il viaggio a Reims» von Gioachino Rossini am Opernhaus Zürich
Arena der Emotionen
Mannheim macht sich mit einer auf das Wesentliche konzentrierten Inszenierung von Cordula Däuper für Rossinis «Tancredi» stark
Mit dem Teufel ins All
Alvis Hermanis deutet «La Damnation de Faust» an der Pariser Oper als Hybris der modernen Wissenschaft. Philippe Jordan führt ein erstklassiges Ensemble an
Bildersturm im Oberstübchen
Riccardo Chailly wirbt an der Mailänder Scala mit Anna Netrebko für Verdis «Giovanna d’Arco», Moshe Leiser und Patrice Caurier liefern dazu die szenische Anamnese
Kräuseln und Tosen
Cornelius Meister und Christof Loy gehen am Theater an der Wien Brittens «Peter Grimes» auf den Grund
Singen hilft
Der gebürtige Peruaner Jimmy López hat seine erste Oper geschrieben: «Bel Canto» spielt in einer von Terroristen besetzten Botschaft in Lima.Anmerkungen zur Uraufführung an der Lyric Opera of Chicago
Tanz in den Abgrund
Wayne Marshall setzt in Dresden John Harbisons «The Great Gatsby» unter Strom, in einer Inszenierung von Keith Warner. Doch den spannenden Abend verschatten akustische Probleme. Dazu ein Interview mit dem britischen Dirigenten
Heikle Balance
Mit «The Great Gatsby» gab Wayne Marshall sein Debüt an der Semperoper. Der britische Organist, Pianist und Dirigent – seit der Spielzeit 2014/15 Musikchef des WDR Funkhausorchesters – ist Spezialist für amerikanisches Repertoire
Hören, Sehen, Lesen
Spaß durch Freude im Barock
Händels «Partenope» und Almeidas «Il trionfo d’amore» als Neu- bzw. Ersteinspielung
Kontraste
Valer Sabadus erkundet Antonio Caldara, Max Emanuel Cencic feiert die Neapolitanische Schule
Ebenmaß und Distanz
Werner Güra und Christoph Berner setzen sich mit Beethoven auseinander: historisch reflektiert, rhetorisch ausgefeilt, klassisch
Stimmfutter für Fortgeschrittene
Bellinis «I Capuleti e i Montecchi» unter Fabio Biondi, Rossinis «Donna del lago» in Star-Besetzung und eine Trouvaille von Pietro Generali
CD des Monats
Endlich wieder fliegen
Charles Gounod als Meister des Divertissements: Mark Elder befreit «La Colombe»
Hören, Sehen, Lesen
Nicht zu fassen, dieser Schubert
Christoph Prégardien und Julius Drake spüren ein «Poetisches Tagebuch» auf, Thilo Dahlmann und Charles Spencer bemühen sich um Tiefgang, Julian Prégardien lädt zum Hauskonzert
Da sind sie wieder
Rolando Villazón hüllt sich in Belcanto-Watte, Roberto Alagna feiert sich selbst
Die Krönung: Der Weißgoldakkord
«Don Giovanni» aus Mailand, «Tannhäuser» aus Berlin, «Elektra» aus Umeå, «La fanciulla del West» aus Wien, «Król Roger» aus London
Bayreuth, you got mail!
Das Debütalbum des russischen Wagner-Baritons Evgeny Nikitin
Aus der Natur
Jean Sibelius und die nordische Liedkunst
Assoziationen, Beziehungen, Analysen
Der Tenor Ian Bostridge beleuchtet Schuberts «Winterreise» von vielen Seiten – als umfassend gebildeter Historiker
Sinnliche Theorie
Jochen Hörisch spürt, unterstützt von dem Komponisten Klaus Arp, etymologischen Clustern in Wagners Texten und Partituren nach
Pierre Boulez
Der Außenseiter im Zentrum
Komponist, Dirigent, Musikdenker, Machtmensch, Ermöglicher: Erinnerungen an Pierre Boulez
Panorama
Essay
Mehr Fantasy, bitte
Vielleicht ist «Euryanthe» Carl Maria von Webers romantischste Oper. Ein Fantasiestück, in dem die Grenzen
zwischen Wahrheit und Fiktion, Wirklichkeit und Traum, Verstand und Gefühl, Zeit und Raum aufgehoben scheinen. Die Qualität der Partitur steht außer Frage. Aber in der auf einer französischen Mittelalter-Romanze
fußenden Geschichte um Burgdamen, Ritter und eine Geistergruft wirbeln die Sphären so gründlich durcheinander, dass es das Stück nur selten auf die Bühne schafft. Ausnahmen bestätigen die Regel – u. a. 1993 in Aix-en-Provence (Jeffrey Tate/Hans Peter Cloos), 2002 in Glyndebourne (Mark Elder/ Richard Jones), 2003 in Amsterdam (Claus Peter Flor/David Pountney), 2007 in Dresden (Hans E. Zimmer/ Vera Nemirova) und 2015 in Frankfurt (Roland Kluttig/Johannes Erath). Dabei ist auch das immer wieder gescholtene Libretto Helmina von Chézys weit besser als sein Ruf. Höchste Zeit, mit einigen Vorurteilen aufzuräumen.
Service
Magazin
Ein Kontinent wird sichtbar
Schlaglichter auf den neapolitanischen Opernkomponisten Leonardo Vinci: «Didone abbandonata» in Schwetzingen, «Artaserse» in Kassel
Mal ehrlich
Magazin
Vertraue dem Orchester!
Kurt Masur war ein Kapellmeister im besten Sinne. Der Dirigent Hartmut Haenchen nimmt Abschied von einem Künstler, dem nicht nur er selbst viel zu verdanken hat
Auf die Schwingung kommt es an
Peter Sellars inszeniert als «Artist in Residence» der Berliner Philharmoniker Werke von Kaija Saariaho und Claude Debussy
Wurzelbehandlung
Die Opéra de Lyon versucht, Offenbachs Märchenrevue «Le Roi Carotte» zu retten – in der gekürzten Originalfassung und bunt kostümierten Regie von Laurent Pelly
Lange vor der Zeit
Sie wurde nur 47 Jahre alt: eine Hommage an die Mezzosopranistin Stella Doufexis
Immer wieder montags
Seit 15 Monaten treffen sich «besorgte Bürger» montags auf dem Dresdener Theaterplatz. Zwischen Zwinger und Hofkirche, direkt vor Sempers imposantem Sandsteinbau – und zwingen seither die Sächsischen Staatstheater, sich zu positionieren. Ein Gespräch mit dem Kaufmännischen Geschäftsführer und kommissarischen Opernintendanten WOLFGANG ROTHE
Einspruch aus dem Elfenbeinturm
Alles offen, viel Metall
Warum sind Bühnenbilder so oft Stimmenkiller? Wir brauchen Resonanzräume für den Gesang!
Magazin
Schüsse, Bisse
Am Theater Trier hat Karl M. Sibelius als Generalintendant das Ruder übernommen. Es geht hoch her
Der alte Kasten muss weg
Seit Kasper Holten bekannt gegeben hat, dass er seinen Vertrag als Operndirektor von Covent Garden nicht verlängern und im Frühjahr 2017 zurück nach Kopenhagen gehen wird, spekuliert alle Welt über seinen Nachfolger. Einer hat sich schon ins Gespräch gebracht: Immobilien-Tycoon DONALD TRUMPET. Ein Dramolett
Unterm Kranzhorn, aufgekratzt
Nach wie vor gibt bei den Tiroler Festspielen in Erl Gustav Kuhn den Ton an, doch ein Kronprinz steht bereit – und darf schon mal die «Barbier»-Winterpremiere dirigieren
Apropos... Bloß keine Rituale
Wenn Okka von der Damerau die Bühne betritt, merkt man auf. Ihr warmer, substanzreicher, technisch makellos geführter Mezzo gehört zum Besten, was das Ensemble der Bayerischen Staatsoper zu bieten hat. Hauptrollen stehen dort noch aus, doch die gebürtige Hamburgerin kann warten und weiß: Ihre Zeit wird kommen.