
Opernwelt Dezember 2012
Editorial
Im Focus
Auf und ab, vor und zurück
Es gibt sie: die Opernzentren jenseits der Zentren, in denen man Dinge sehen und hören kann, die es sonst nirgends gibt, die trotz ihrer Randlage viele Besucher anziehen und oft ganze Regionen kulturell aufwerten. Im Focusteil dieses Heftes berichten wir in diesem Sinn von der Opera North im englischen Leeds, aus Wexford im Süden Irlands und aus den französischen Opernstädten Lyon und Toulouse. Zu den großen Erfolgsproduktionen dieses Monats gehören Puccinis «Manon Lescaut», vielschichtig inszeniert von Stefan Herheim und dirigiert von Michael Boder in Graz, und Bergs «Lulu», die in Brüssel von Krzysztof Warlikowski als Bildersturm entfesselt wurde – mit einer starken Barbara Hannigan in der Titelpartie. Die ganz auf Erfolg und große Wirkung angelegte Uraufführung von «Babylon» an der Bayerischen Staatsoper hinterließ dagegen gemischte Eindrücke: Peter Sloterdijk geriert sich als Poet und auch Jörg Widmann sorgt mit allen Kunstmitteln für geballte Bedeutung. Mehr auf den folgenden Seiten.
Schwanengesänge, schwindelerregend
Krzysztof Warlikowski entfesselt in Brüssel aus Bergs «Lulu» einen Bildersturm des Unbewussten
Mythen-Staatsaktion
München macht’s möglich: Jörg Widmann, Peter Sloterdijk, La Fura dels Baus und Kent Nagano spielen «Babylon»
Projektionsfiguren
Puccini, analytisch: «Manon Lescaut» in Graz und «Il trittico» in Wien
Vive la périphérie!
Verdis «Macbeth» in Lyon, Wagners «Rienzi» in Toulouse und Charpentiers «Médée» in Paris
Erinnerung und Fiktion
Wexford Festival 2012: Cileas «L’Arlesiana», Chabriers «Le Roi malgré lui» und Delius’
«A Village Romeo and Juliet»
Entwicklung ist alles
Seit 35 Jahren macht Opera North in Leeds Musiktheater für die Community
Medien
Reifröcke, Hosen, Träume, Schäume
Vincis «Artaserse», Händels «Alessandro» und Vivaldis «L’oracolo in Messenia» auf CD
Unter Hochdruck
René Jacobs setzt seinen Mozart-Zyklus mit «La finta giardiniera» in einer posthum erweiterten Instrumentation fort
Schule des Hörens
Meilensteine des Schubert-Gesangs – von der Schellack-Ära bis heute
Psychodrama und Pathos
Webers «Freischütz»in einer Dresdner Aufnahme von 1951, Wagner-Fundstücke aus den frühen Nachkriegsjahren
Ganz gesanglich, ganz Mensch
Das Wagner-Jahr wirft mit CD-und DVD-Produktionen aus Bayreuth, Berlin, Frankfurt und New York seine Schatten voraus
Gefährdetes Glück
Der Baden-Badener «Rosenkavalier» von 2009 unter Christian Thielemann liegt nun auch auf CD vor
Zweimal und nie wieder
Elisabeth Schwarzkopf und Glenn Gould im Aufnahmestudio
Schöne freie Welt
Hommage zum Hundertsten: Drei Dokumentarfilme feiern John Cage
Nachtgedanken, Abschiedsstimmungen
Lieder von Richard Strauss und seinen Zeitgenossen Hans Pfitzner, Gustav Mahler, Rudi Stephan, Erich J. Wolff und Dora Pejacevic
Ohne lebendigen Kopf keine lebendige Empfindung
Zehn Jahre lang waren Dietrich Fischer-Dieskau und Hartmut Höll als Duo auf den Konzertpodien der Welt unterwegs. Jetzt erscheinen fast gleichzeitig ihre Bücher über Liedkunst und Kunstlied
«Klagen ist sinnlos, aber kämpfen ist sinnvoll»
Otto Klemperer in Briefen zwischen 1906 und 1973
Wege zu Wagner
Das Wagner-Jahr 2013 wirft auch auf dem Buchmarkt seine Schatten voraus. Eine erste Sichtung
Interview
Eine Frage des Adrenalins
Im Juni 2011 erlitt Thomas Johannes Mayer kurz nach einer «Macbeth»-Aufführung einen Herzinfarkt –
mit 41 Jahren. Wenig später stand er wieder auf der Bühne, in der Salzburger «Frau ohne Schatten». Mayer ist heute einer der meistbeschäftigten Heldenbaritone der Welt. Hier spricht er offen über Gesundheit, Karriere, die Droge Wotan und über die Frage, warum Sänger ihre Haut zu Markte tragen.
Panorama
Erlaubt ist, was gerät
Basel | Scartazzini: Der Sandmann
Weg mit dem Kult!
Bonn | Bellini: Norma
Medienspektakel
Bremen | Weill: Mahagonny
Geduldsprobe
Gent | Vlaamse Opera| Händel: Agrippina
Alpiner Einstand
Innsbruck | Catalani: La Wally
Zum Kunstraum wird hier die Seelenfahrt
Karlsruhe | Wagner: Tannhäuser
Eine Ära
Lübeck | Strauss: Elektra
Wechselspiele
Nancy | Vinci: Artaserse
Ironie des Schicksals
New York | The Metropolitan Opera | Adès: The Tempest
Debütanten-Event
Nürnberg | Wagner: Tristan und Isolde
Party am Gletscher
St. Gallen | Catalani: La Wally
Fritz ist Franz
Strassburg | Schreker: Der ferne Klang
Schach dem Mythos
Stuttgart | Gluck: Iphigénie en Aulide
Nordisch
Tallinn | Gounod: Faust
Esperanto für jedermann
Zagreb | Bersa: Der Schuster von Delft
Nachruf
Schönheitssucher, Künstlerfürst, Veränderer
Hans Werner Henzes Lebensleistung ist umfassend in mehrfachem Sinn. Musiktheater spielt darin eine große Rolle. Wenige Monate nach seinem 86. Geburtstag ist der große Komponist in Dresden gestorben.