Opernwelt August 2006
Editorial
Im Focus
Katerina im Glashaus
Schostakowitschs «Lady Macbeth von Mzensk» in Amsterdam
«Er wäre sicher ein Verdi des 20. Jahrhunderts geworden»
Mariss Jansons über Schostakowitsch, seine Symphonien und die «Lady Macbeth von Mzensk»
Stillstand vor der Mauer
Aix-en-Provence startet einen neuen «Ring»-Zyklus
Musik der Zukunft
Mit der Uraufführung von Joseph Martin Kraus’ «Aeneas in Karthago» endet die Ära von Klaus Zehelein in Stuttgart
Klarheit und Klamotte
«Moses und Aron» in München und Wien. Außerdem Hinweise auf neue CDs, DVDs und Bücher zu Schönbergs Opus magnum
CDs
Annäherungsversuche
«Moses und Aron» auf CD und DVD sowie zwei neue Bücher zu Schönbergs Opus magnum
DVDs
Im Focus
Sarastro ist der beste aller Khane
Die Mongolei feiert ihr achthundertjähriges Gründungsjubiläum, Romeo führt durch die Hauptstadt Ulan Bator,
Dschingis Khan betritt als menschlicher Übermensch die Opernbühne, und die «Zauberflöte» erscheint
als asiatischer Märchenzauber – im Musentempel eines deutschen Architekten und in deutscher Sprache.
Von Lebenselixieren und grauen Wölfen
Janáceks «Sache Makropulos» und d’Alberts «Tiefland» in Zürich
Oper als Integrationsfaktor
Gerhard Persché über die zehnte Ausgabe des Opernfestivals im brasilianischen Manaus
Junge Racker und ihr Ende
Das Festival in La Coruña entdeckt Carnicers «Il dissoluto punito» und versucht sich an Strawinskys «The Rake’s Progress»
Magazin
Die Welt ist dümmer geworden
Zum Tod von György Ligeti
Stille Suche nach Wahrhaftigkeit
Zum Tod von Lorraine Hunt Lieberson
Prima donna
Eine Sopranistin aus Uruguay gewinnt den Dresdner Competizione dell’Opera
Gegen die Verflachung
Ein Besuch bei Theo Adam, der im August achtzig Jahre alt wird
In der Jahrhunderthalle
Breslaus Oper meldet sich zurück – mit dem ersten «Ring» seit 70 Jahren
Service
Interview
Wahlverwandtschaften
Lucio Gallo ist auf deutschen Bühnen ein häufiger Gast – in Berlin, Hamburg, München, Dresden oder Frankfurt. Doch anders als seine Fachkollegen aus der Heimat wird er nicht nur gerufen, wenn Verdi oder Puccini auf dem Spielplan stehen. An der Deutschen Oper Berlin war er Eugen Onegin in Götz Friedrichs Inszenierung von Tschaikowskys Oper, in Frankfurt hat er seinen ersten Fliegenden Holländer absolviert. Das deutsche Repertoire nimmt in seinem Terminkalender einen immer größeren Raum ein. Pizarro in «Fidelio» und Wozzeck hat er schon gesungen, viele weitere Aufgaben werden in nächster Zeit folgen. In Italien wiederum hat sich Gallo auch einen guten Ruf als Interpret deutscher Kunstlieder erworben. Auf dem Zenit seiner Laufbahn angelangt, widmet sich der jetzt siebenundvierzigjährige Künstler mit Leidenschaft auch pädagogischen Aufgaben.
Thema
«Singing there is exactly like public speaking in England»
Vor einhundert Jahren, im August 1906, stand Cosima Wagner zum letzten Mal an der Spitze der Bayreuther Festspiele, die sie zwanzig Jahre lang geleitet hatte. Der so genannte «Bayreuther Stil», den sie mit aller Macht etablierte, war schon damals eine umstrittene Sache. Er folgte ohne Zweifel einem reaktionären Theaterideal. Dennoch sollte man vorsichtig mit Verurteilungen sein. Die Aufnahmen von Cosimas Sängern zeigen ein vielfältiges Bild des Singens, bei dem die Konsonanten viel bedeuten, aber nicht das einzige Kriterium darstellen. Vor allem lohnt es sich, den berüchtigten Sprechgesang als Teil einer widerspruchsvollen Theatermoderne um 1900 zu verstehen. Unser Essay versucht die sachbezogene Annäherung an eine umstrittene Epoche auf dem Grünen Hügel.
Panorama
Kurz berichtet
Lehár: Die lustige Witwe
Berlin
Massenet: Don Quichotte
Bremen
Händel: Admeto
Halle
Puccini: Tosca
London
Verdi: Ein Maskenball
Regensburg
CDs
Mozart II
Magdalena Kozená und Simon Rattle mögen’s moderat
DVDs
Magie des Ortes
Mozart im Schlosstheater von Drottningholm und Cimarosa im Rokokotheater Schwetzingen
CDs
Misstöne in Arkadien
Bongiovanni gräbt Domenico Cimarosas «Cleopatra» aus
Donizettis Pariser Entrée
«Marin Faliero» in einer Produktion der RAI bei Bongiovanni
Bemühungen um Richard Strauss
Eine neue «Elektra» aus Köln, eine historische «Arabella» aus London
Ertrinken, versinken
Ein Vermächtnis: Fausto Romitellis Video-Oper «An Index of Metals» auf CD und DVD
Sturm auf die Archive
Neue historische Gesamtaufnahmen aus Oper und Funkstudio
Service
Retrospektive
Ein Zugvogel des 20. Jahrhunderts
Vor fünfundvierzig Jahren wurde die Berliner Mauer gebaut. Für Sona Cervena nur eine Zäsur in einem bewegten Leben zwischen Ost und West. Im «Opernwelt»-Gespräch berichtet sie von Hürden im Prag der Nachkriegszeit, von der Arbeit mit Walter Felsenstein und Wieland Wagner und von einer späten Heimkehr.
Kommentar
Gernot Gruber
Schubert. Schubert?
Seine Freunde nannten ihn «Schwammerl», was weit weniger tragisch klingt als viele seiner Kompositionen. Klischees aber sind uns beim «Nachdenken über Franz S.» ohnehin hinderlich, wie eine neue Biografie beweist.