Zwischenwelten
«Was war der entscheidende Moment in deinem Leben?» Diese Frage stellte der japanische Regisseur Hirokazu Kore-Eda in den Mittelpunkt seines surrealistischen Films «After Life» (1998). Nach dem Tod müssen alle Menschen Beamten Auskunft über die Schlüsselerlebnisse ihres Lebens geben. Diese Episoden werden sodann rekonstruiert und szenisch gestaltet.
Kore-Edas Film war der Ausgangspunkt für die zweite Oper von Michel van der Aa. Der Komponist (Jahrgang 1970) zählt inzwischen zu den erfolgreichsten niederländischen Vertretern seiner Zunft.
Letztes Jahr sprach ihm die Ernst von Siemens Musikstiftung einen ihrer Kompositionspreise zu. Auch in Holland wurde er bereits mehrere Male ausgezeichnet. Van der Aa schreibt nicht nur Musik, er führt auch Regie, agiert für seine Projekte zudem als Filmemacher und Bühnenbildner. Wie schon in seiner Kammeroper «One» (2002) sind auch in «After Life» Film und Projektionen integrale Bestandteile des Werks. Bilder und Bühnenraum treten in einen überraschenden Dialog.
Die Zwischenwelt zwischen Leben und Tod fungiert in «After Life» gleichsam als Ort eines kollektiven Bewusstseins. Uniformierte Beamte bewegen sich um ein großes Fließband herum, das ...
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