Zwischenwelten

Amsterdam, van der Aa: After Life

«Was war der entscheidende Moment in deinem Leben?» Diese Frage stellte der japanische Regisseur Hirokazu Kore-Eda in den Mittelpunkt seines surrealistischen Films «After Life» (1998). Nach dem Tod müssen alle Menschen Beamten Auskunft über die Schlüssel­erlebnisse ihres Lebens geben. Diese Episoden werden sodann rekonstruiert und szenisch gestaltet.
Kore-Edas Film war der Ausgangspunkt für die zweite Oper von Michel van der Aa. Der Komponist (Jahrgang 1970) zählt inzwischen zu den erfolgreichs­ten niederländischen Vertretern seiner Zunft.

Letztes Jahr sprach ihm die Ernst von Siemens Musikstiftung ­einen ihrer Kompositionspreise zu. Auch in Holland wurde er bereits mehrere Male ausgezeichnet. Van der Aa schreibt nicht nur Musik, er führt auch Regie, agiert für seine Projekte zudem als Filmemacher und Bühnenbildner. Wie schon in seiner Kammeroper «One» (2002) sind auch in «After Life» Film und Projektionen integrale Bestandteile des Werks. Bilder und Bühnenraum treten in einen überraschenden Dialog.
Die Zwischenwelt zwischen Leben und Tod fungiert in «After Life» gleichsam als Ort eines kollektiven Bewusstseins. Uniformierte Beamte bewegen sich um ein großes Fließband herum, das ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt August 2006
Rubrik: Panorama, Seite 46
von Willem Bruls

Vergriffen
Weitere Beiträge
Strauss. Ariadne auf Naxos

Wer hätte das gedacht? Da thematisiert ein Regisseur dezent, aber unübersehbar das Dritte Reich in einer Oper, die vorderhand nichts damit zu tun hat, und es macht, unabhängig von der realen Verstrickung des Komponisten Richard Strauss mit der Nazi-Diktatur, tatsächlich Sinn. Und wer hätte gedacht, dass der heldisch-euphorische Schluss von «Ariad­ne auf Naxos» auch...

Buffa-Trouvaille

Beim Grafen von Belfiore hängt der Haussegen schief. Seine Frau hat guten Grund, sich nicht mehr von ihm geliebt zu fühlen («Ah, dove è andato quel primo affetto») und missbilligt seine Neigung zu ihrem Kammermädchen Dorina, die sie durch eine Heirat mit dem Gärtner Mingone aus dem Haus schaffen will. Der Graf dagegen will sie mit seinem Diener Titta verheiraten,...

Stille Suche nach Wahrhaftigkeit

Lorraine Hunt Lieberson war durch und durch Musikerin. Sie hatte Bratsche und Gesang studiert, spielte im Orchester, trat in einem Chor auf – und ergriff ihre Chance, als Peter Sellars 1985 einen Ses­to für seine legendäre Inszenierung von Händels «Giulio Cesa­re» suchte. Im «Opernwelt»-Interview, das wir im Sommer 1997 in Berlin führten (siehe OW 10/97), erinnerte...