ZWISCHENWELTEN
Noch schwerer als den Auftrag für eine Uraufführung zu bekommen, ist es für einen Opernkomponisten heute, ein Theater zu finden, das eine auch medial meist wesentlich weniger beachtete Nachaufführung wagt. Selbst renommierte Tonsetzer wie Aribert Reimann, Wolfgang Rihm oder Manfred Trojahn tun sich damit schwer. Umso erfreulicher, dass Mannheim jetzt eine Oper Sidney Corbetts nachspielt.
«Keine Stille außer der des Windes» ist das zweite der vier bislang entstandenen Bühnenwerke des 1960 geborenen amerikanisch-deutschen Komponisten, der seit 2006 als Professor an der Mannheimer Musikhochschule lehrt. Im Unterschied zu seinen beiden letzten, jeweils in Osnabrück uraufgeführten Opern «Das große Heft» (OW 5/2013) und «San Paolo» (OW 6/2018) ist die 2007 in Bremen herausgekommene 80-minütige Kammeroper ein zwischen den Gattungen stehender handlungsloser Solitär. Ihre lyrisch-reflexive, meditativ-antitheatrale Grundhaltung verdankt sie dem auf Dichtungen Fernando Pessoas beruhenden Libretto. Der portugiesische Avantgardist, der sich hinter zahllosen Heteronymen verbarg («Ich genieße ohne Bitterkeit das absurde Bewusstsein, nichts zu sein»), hat wie seine Zeitgenossen Kafka und Robert ...
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Opernwelt Mai 2022
Rubrik: Panorama, Seite 56
von Uwe Schweikert
Wer Russland verstehen möchte (weniger die Menschen als vielmehr die Psychologie dieses unermesslich reichen Landes), wer nach seinen vielschichtigen soziokulturellen Wirklichkeiten, Irrealitäten und Absurditäten sucht – der findet in einem Buch Antworten, das sich anhand von vier Biografien konkret zwar «nur» mit der Zeit nach 1984 beschäftigt, dabei aber...
Früher, da hieß Dubí Eichwald. Jetzt heißt Eichwald Dubí. Und das ist gut so. Heute wohnen etwa 8000 Menschen in dieser Kleinstadt in Nordböhmen, am «oberen linken Rand» von Tschechien. Die Wälder sind dicht, aus Lichtungen leuchten helle Hausfassaden hervor. Sonst sehen wir den Wald vor lauter (böhmischen) Bäumen kaum. Ein bayerischer Schriftsteller – Carl Oskar...
Nein, dieses Bildnis, das in der Birmingham Museum and Art Gallery hängt und den (englischen) Titel «HELL, Canto 5» trägt, ist nicht bezaubernd schön. Schauderhaft ist es. Aber eben auch faszinierend, irrlichternd, inspirierend. Sein Schöpfer William Blake stellt darin mit Stift, Feder und Aquarellfarben die unendlichen, von einem gewaltigen Sturm...
