Zwischentöne

Sarah Laulan singt und «tanzt» Lieder von Dvořák, de Falla, Milhaud, Honegger und Cage

Sangs» hat die französische Altistin Sarah Laulan ihr in enger Zusammenarbeit mit der Pianistin Élodie Vignon entstandenes Recital benannt und spielt mit dieser grammatikalisch inexistenten Mehrzahl des französischen Worts für «Blut» auf das Pulsieren und Strömen des menschlichen Lebens an. Im übertragenen Sinn meint es die Blutauffrischung, die die Komponisten seit der Romantik aus ihrer Begegnung mit der Folklore, der anarchisch nomadisierenden, polymorphen Musik von unten bezogen – den Liedern und Tänzen unterdrückter und verfolgter Volksgruppen in aller Welt.

Nichts davon ist neu, gar völlig unbekannt und weitet doch in dieser Zusammenstellung den Blick. 

Chronologisch am Beginn des Programms stehen Antonin Dvořáks «Cigánské Melodie» von 1881 im originalen Tschechisch und nicht in der offiziellen deutschen Version des Erstdrucks – ein Unterschied ums Ganze, weil der Text die titelgebenden «Zigeuner» hier nicht sentimentalisiert, sondern als Parias zeigt. Kolonialisierte und deklassierte Outcasts sind auch die Schwarzen in Darius Milhauds emotional wie politisch provokativen, 1936 komponierten «Trois Chansons de Négresse» auf Verse des uruguayischen Dichters Jules Supervielle. ...

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Opernwelt Februar 2023
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 23
von Uwe Schweikert

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