Wohin mit den Händen?

Rostock | Verdi: La traviata

Acht Jahre nach dem Tod ihres Mannes Götz Friedrich wagt sich Karan Armstrong an ihre erste eigene
Inszenierung. In den goldenen Zeiten an der Deutschen Oper Berlin konnte sich die amerikanische
Sopranistin so manches von den Regisseuren abschauen, die Götz Friedrich geholt hatte. Würde es ihr gelingen, dieses Wissen in der Rostocker «Traviata» weiterzugeben?
Wenn sich der Vorhang öffnet, ist sofort klar: Hier arbeitet ein Team, das sich vor allem in dienender Funktion sieht.

Bei dem Versuch, mit den bescheidenen Etatmitteln des Volkstheaters eine Optik im Stil der Entstehungszeit zu kreieren, ist Ausstatter Martin Rupprecht auf die naheliegendste Lösung verfallen: stark vergrößerte historische Abbildungen, die als Prospekte aufgezogen oder projiziert werden. Ein passender, wenn auch etwas verstaubt wirkender Rahmen für Karan Armstrongs ultrakonventionelles
Erzähltheater. Offenbar geht es vor allem darum, Situationen zu vermeiden, bei denen die Protagonis-
ten nicht wissen, wohin mit ihren Händen. So sitzt Alfredo beim Trinklied am Flügel: Zunächst begleitet er sich selbst, dann rückt Violetta zu ihm auf den Klavierhocker, schließlich übernimmt sein Kumpel Gas-
tone die Tasten, damit ...

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Opernwelt November 2009
Rubrik: panorama, Seite 58
von Frederik Hanssen

Vergriffen
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