Wohin mit dem Kaiser?
Erst steht er in Socken da, der Ex-Soldat. Später, wenn die Fronleichnamsprozession durch Brügge zieht und plötzlich zu einer Art Totentanz mutiert, gibt er den Zeremonienmeister im Frack. Doch am Ende geht er, geläutert und aufgeräumt, ganz normal von der Bühne. Das Schicksal von Paul könnte der Romantik entstammen: der Träumer, der seine tote Frau herbeiwünscht und in der Tänzerin Marietta ihr Ebenbild zu erkennen glaubt, sich in sie verliebt und dabei in eine Welt der Träume und Fantasien verliert.
Tilo Reinhardt hat Korngolds «Tote Stadt» für das Musiktheater im Revier auf die Bühne gebracht: eine stimmige, nie spektakuläre und trotzdem zeitweise packende Inszenierung. Zwar hätte man sich die Personenregie an einigen Stellen pointierter vorstellen können, unter dem Strich jedoch gelingt Pauls seelische Odyssee stimmig. An diesem positiven Befund hat das von Wilfried Buchholz entworfene Bühnenbild entscheidenden Anteil: Die beiden Sphären von Pauls Privatsphäre und der fantastisch-irrealen Stadt stehen bewusst nebeneinander, werden aber gelegentlich subtil miteinander verwoben. Brügge erscheint hier wie das Venedig Thomas Manns: als kränkelnde Welt, in der sich Realitäts- und ...
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Es ist gewissermaßen eine Annäherung von zwei Seiten. Franz Schrekers «Der ferne Klang», ein Überraschungserfolg von 1912, der den Komponisten aus dem Nichts an die Spitze der Aufführungsstatistik katapultierte. Und seine letzte vollendete Oper «Der Schmied von Gent», die bei der Uraufführung 1932 «Jude raus»-Rufe provozierte. (Da sollte Franz Schrekers tödlicher...
Annamania, LangLanglitis – keine Seuchen, auch nicht ansteckend. Doch dahinter verbergen sich Symptome, die auf eine Erkrankung schließen lassen. Die Krankheit könnte man «Trend» nennen oder «Event». Es geht um die Kasse, und das ist durchaus legitim. Verwunderlich nur, dass sich die Symptome mittlerweile wie selbstverständlich auf eine Branche erstrecken, die sich...
Dies ist der vierte Mitschnitt von Carl Orffs hybrider Vertonung der sophokleischen «Antigonae» in der deutschen Nachdichtung Friedrich Hölderlins. (Die anderen stammen von der Salzburger Uraufführung 1949, der Münchner Erstaufführung 1951 und der Stuttgarter Inszenierung Wieland Wagners 1956). Er entstand 1958 im Herkulessaal der Münchner Residenz mit Chor und...