Wimmelbilder
Lassen wir Jonas Kaufmann einfach mal in Ruhe. Der Mann steckt wahrscheinlich gerade in der heikelsten Phase seiner Laufbahn. Mehrere Monate musste er wegen eines Hämatoms auf den Stimmbändern pausieren. Bekanntlich sind Monate, in denen Sänger nicht auftreten dürfen, viel anstrengender als solche, in denen sie gut zu tun haben. Zur nervlichen Belastung und einem geradezu hysterisch angeheizten Erwartungsdruck kommt die Härte des Marktes. Jonas Kaufmann muss jetzt, wo er wieder da ist, sofort Partien abliefern wie Lohengrin und Andrea Chénier, beides kaum Entspannungsübungen.
Am Ende der Saison droht sogar der Otello an Covent Garden – ein Rollendebüt, ebenfalls hysterisch erwartet. In einem kleinen Ensembletheater hätten sich Intendant und Tenor auf einen moderaten Wiedereinstieg verständigen können. Erst mal eine mittlere Partie, ein Mozart vielleicht sogar, zumindest eine «Tosca». Für Stars gelten andere Regeln. Alles muss weitergehen – als sei nichts geschehen.
Bei der Münchner Premiere von «Andrea Chénier» sang Jonas Kaufmann im ersten und zweiten Bild immer wieder zurückhaltend und vorsichtig, fast möchte man sagen: instinktiv richtig. Zur historischen Figur des tragischen, ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Mai 2017
Rubrik: Im Focus, Seite 14
von Stephan Mösch
Lyon: «Elektra»
Wieder hat er ganze Arbeit geleistet: In mehr als 60 Details weicht Hartmut Haenchens «Elektra»-Material von den gängigen Druckfassungen ab. Änderungen und Ergänzungen, die, so die feste Überzeugung des Dresdner Dirigenten, den letzten Willen von Richard Strauss spiegeln. Aufgespürt vor allem in der Uraufführungspartitur von 1908/09. Für sich...
Norbert Miller, von 1972 bis 2005 Professor für Deutsche Philologie und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Technischen Universität Berlin, hat als offener, souveräner Geist weit über sein Fachgebiet hinaus Leser gefunden. Wer einmal die Regalreihen seiner Bibliothek in seinem Haus am Berliner Schlachtensee entlangstreifen durfte, wundert sich nicht, dass...
In Glasgow lässt sich der Frühling bitten. Zwar sprießen auch hier Narzissenbüschel, doch das helle Grün spart die nassen Wiesen aus, zögert vor Büschen und Bäumen. Den Kragen hochgeschlagen gegen Regenfäden, flüchten wir ins hellerleuchtete Theatre Royal, wo die Scottish Opera als Kontrapunkt zu Bartóks «Herzog Blaubarts Burg» eine Uraufführung zeigt: Lliam...