Wiener Gesamtkunstwerker
«Wien, Wien, nur du allein sollst stets die Stadt meiner Träume sein.» So jauchzend umschwurbelte einst Peter Alexander sein überirdisch fesches Paradies ewigen Frühlings- wie auch Liebesglücks – und der Himmel voller Geigen! Aber Wien wäre nicht Wien, hielte der obligate «Schmäh» im Song nicht auch die zynische Gegenwelt parat: «Vienna, Vienna, nur du allein, gemma, gemma ins Altersheim!» Alles überstrahlende Lebenslust und unaufhaltsame Hinfälligkeit gehören an der nur bedingt schönen Donau eng zusammen.
So wie hinter den prangenden Barockfassaden der Habsburgerkapitale der Donaumonarchie der bodenlos schwarze Untergrund lauert. Nicht zufällig endet Schuberts weniger bekanntes Mayrhofer-Lied «Auf der Donau» mit der Zeile «Wellen drohn wie Zeiten Untergang.»
Wien-Besuche lohnen immer, spenden heilsame Belehrung über solch glorios-makabren Doppelcharakter. Geht man durch die «Kapuzinergruft», vierhundertjähriges Begräbnispantheon der Herrscherdynastie, so ist man verblüfft, bedrückt, womöglich sogar leicht komisch berührt durch den Gegensatz von feierlicher Stimmung, dem überreichen Schmuck der Zinn- und Kupfersarkophage und dem fahlen Licht, das diese selber einem Beinhaus ähneln ...
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Opernwelt Juli 2021
Rubrik: Focus Spezial, Seite 20
von Gerhard R. Koch
Ach, die glückliche Schweiz. Hat die Opernhäuser später zugesperrt als Deutschland, nämlich im Dezember, und machte sie auch früher wieder auf, wenn auch mit radikal beschränkten Zuschauerzahlen. Aber noch wichtiger ist, was sie spielen: Im Mai konnte man in einer Produktion des Zürcher Opernhauses ein hochinteressantes Regiedebüt erleben. Und in St. Gallen ein...
62. Jahrgang, Nr 7
Opernwelt wird herausgegeben von Der Theaterverlag – Friedrich Berlin
ISSN 0030-3690
Best.-Nr. 752346
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Der Witz ist alt, aber nach wie vor gut, und er geht so: Drei Herren sitzen droben auf der Himmelswiese lorbeerumkränzt beieinander und debattieren darüber, wer von ihnen zu Lebzeiten der größte Dirigent aller Zeiten gewesen sei. Als Erster führt Karl Böhm das Wort. Und erzählt den beiden anderen eine staunenswerte Geschichte: Gott höchstselbst sei ihm im Traum...