Wer sieht hier alt aus?
Ein Gesamtkunstwerk? Ja, schon. Aber ohne den Willen zur Überwältigung. Ohne Erlösungszauber. Eher eine Mischung aus Musikzirkus, Orchesterparade, Singsprechtheater. Eine spielerische Show zwischen Bach, Brecht und Broadway, Dantes «Göttlicher Komödie» und Vergils «Aeneis». Ein Trip zwischen Kantate, Kirmes und Kino. Natürlich kennt Louis Andriessen auch seinen Wagner. Und ein klitzekleines bisschen darf der sogar mitmischen in seiner «Commedia», jener aus fünf Tableaus montierten «Filmoper», die 2008 in Amsterdam zum ersten Mal komplett aufgeführt wurde.
Oder kommt es uns nur so vor, wenn zum Ende des ersten Teils («The Ship of Fools») nach Straßenklängen, dichten Bläsertexturen, blockhaften Klavierakkorden, von Messiaen abgelauschten Melismen und Bigband-Sounds die Streicher hoch über den Wolken eine ersterbende Sehnsuchtslinie ziehen?
Aus dem schrägen Marsch durchs «Inferno» im zweiten Abschnitt spricht sie erst recht: die (Selbst-)Ironie eines Komponisten, der hier zwar lauter letzte Dinge verhandelt, aber sich deshalb noch lange nicht das Lachen verbietet. Zum Thema «Lucifer» lässt er es knistern und rauschen, das Asko/Schönberg Ensemble schnauft, die Choristen von Synergy ...
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Opernwelt Februar 2015
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 28
von Albrecht Thiemann
Salomone Rossi (ca. 1570 bis ca. 1630), ein «Ebreo da Mantova», wirkte als Geiger, später als Kapellmeister am Hof der Gonzaga in Mantua, war also ein nur wenig jüngerer Kollege Claudio Monteverdis. Neben höchst eigenständigen Beiträgen zur frühen Instrumentalmusik ist besonders Rossis geistliche Musik für die Synagoge von Bedeutung. Durch einen rabbinischen Erlass...
Ehrgeiz ist ein unzuverlässiger Freund. Ich habe mein Leben lang versucht, die richtige Balance zu finden, immer meinen alten Gesangslehrer im Hinterkopf. Robert Tear mühte sich nicht bloß mit meiner Stimme ab, er war fast so etwas wie ein Zen-Meister für mich. Und er gab mir Folgendes mit auf den Weg: «Es ist gut, ehrgeizig zu sein. Man sollte bloß nicht zu genau...
Frau Johannsen, kaum jemand gibt in jungen Jahren eine feste Stelle auf, weil das Repertoire nicht ideal ist. Sie haben es trotzdem riskiert. Warum?
Ich hörte von den verschiedensten Seiten immer wieder: «Du solltest mehr Barock singen!» Tatsächlich war es, wenn ich Händels «Messias» sang, immer so, als ob ich das den ganzen Tag tun könnte. Aber fest an einem...