Wer oder was ist eine Diva?
Anna Netrebko ist ganz genau, wenn es um die große Arie der Traviata geht. Sechzehntelpausen des «Ah fors‘è lui» dort, wo sie stehen, die Legatobögen, Akzente und dynamischen Stufen ebenfalls. Keine «Interpretation» versucht diese Aufnahme, sondern eine schlichte Ausführung des Notentextes. Maria Callas war da, ein halbes Jahrhundert vorher, freizügiger. Was sie sang, war oft mehr, als Verdi notiert hatte, aber weniger eine persönliche Interpretation als vielmehr Inbegriff dessen, was man in den fünfziger Jahren unter stilistischer Tradition verstand.
Ricci und Serafin lugten der Callas quasi über die Schulter. Noch einmal ein halbes Jahrhundert zuvor komponierte Luisa Tetrazzini dieselbe Arie fast um: Sie ignorierte Verdis Verzierungen und setzte dafür neue ein, sie veränderte den Rhythmus und trennte Silben nach Wirksamkeit. Ihre hohen Noten setzte sie gern eine Idee verfrüht und synkopisch an, um ihnen besondere Aufmerksamkeit zu sichern. Bei ihr ist das Werk perfektes Medium der Selbstdarstellung.
Der Musikwissenschaftler Thomas Seedorf führte die drei Aufnahmen in der Stuttgarter Musikhochschule einem Auditorium vor, das entschlossen war, dem Phänomen Diva mit ...
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