WENIGSTENS TRASH

Puccini: Tosca NEAPEL | TEATRO SAN CARLO

Hier hat die Abrissbirne gewaltig zugeschlagen! Opernregie-Debütant Edoardo De Angelis – er kommt vom Film – bemüht sich erst gar nicht, zu Beginn von Puccinis «Tosca» einen schönen Nachbau der Kirche Sant’Andrea della Valle zu zeigen (beziehungsweise von Mimmo Paladino errichten zu lassen). Auf der großen Bühne des Teatro San Carlo in Neapel sehen wir ein klotzartiges Gebilde, aus dem man mit viel Manneskraft (und guten Meißeln) angelegentlich ein Kreuz klöppeln könnte. Ein Metallgerüst, an dem drei Steine hängen.

Wenigstens Trash! Im Zeichen traditionell-harmloser Inszenierungen an den (schönen) Häusern Italiens fast schon eine Überraschung. 

Unter dem «Kreuz» fällt der Blick auf eine leicht bekleidete Dame, die Mario Cavaradossi als Modell dient. Jonas Kaufmann ist dieser Künstler – fröhlich läuft er die Leiter hoch, hin zu eben jener Statistin, die man auch mal kurz (fast) entkleiden, sprich: vom Umhange etwas befreien kann. Der Fokus liegt also ganz auf Cavaradossi, dabei ist ja zunächst vor allem Angelotti in Gefahr. Denn dieser ist als Kriegsgefangener geflohen. Man sucht nach ihm. Zuflucht findet er in eben jener «Kirche» – beziehungsweise in der Behauptung eines ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt 6 2022
Rubrik: Panorama, Seite 50
von Arno Lücker

Weitere Beiträge
Hojotoho!

Und was ist denn die Kunst? Sie gleicht den schönen blauen flackernden Flammen, die zuweilen über dem Herd sich erheben, alles Übrige aber ist Zerstörung, Vernichtung. Dass sie bildend leuchten soll während einer tatenreichen Zeit, das ist freilich der Traum.» Betroffen vernimmt man diese Sätze, die Richard Wagner zu seiner Frau Cosima am 21. Dezember 1870 gesagt...

DAS BOSHAFTE KOLLEKTIV

Wenn die Vorderseiten und Rückwände von Fachwerkhäusern mit all ihren privaten Innen- und öffentlichen Außenansichten als gleichsam biedermeierlich verniedlichte Versatzstücke eines zitierten Spätmittelalters über die Drehbühne des Theater Kiel geschoben werden, legen Regisseurin Luise Kautz und ihr Bühnenbildner Valentin Mattka listigklug eine falsche Fährte. Denn...

Erkennst du ihn?

Richard Wagners «Parsifal» verlangt nicht das innovative, blechgepanzerte Orchester des «Rings» und keine konditionell grenzwertigen Gesangspartien à la Brünnhilde und Siegfried. Dennoch ist das «Bühnenweihfestspiel» mit seinem charakteristisch tiefgelegten Klang aus Streicher-Chiaroscuro und dominanten Männerstimmen (auch im Chor) ebenso offensichtlich für...