WENIGSTENS TRASH
Hier hat die Abrissbirne gewaltig zugeschlagen! Opernregie-Debütant Edoardo De Angelis – er kommt vom Film – bemüht sich erst gar nicht, zu Beginn von Puccinis «Tosca» einen schönen Nachbau der Kirche Sant’Andrea della Valle zu zeigen (beziehungsweise von Mimmo Paladino errichten zu lassen). Auf der großen Bühne des Teatro San Carlo in Neapel sehen wir ein klotzartiges Gebilde, aus dem man mit viel Manneskraft (und guten Meißeln) angelegentlich ein Kreuz klöppeln könnte. Ein Metallgerüst, an dem drei Steine hängen.
Wenigstens Trash! Im Zeichen traditionell-harmloser Inszenierungen an den (schönen) Häusern Italiens fast schon eine Überraschung.
Unter dem «Kreuz» fällt der Blick auf eine leicht bekleidete Dame, die Mario Cavaradossi als Modell dient. Jonas Kaufmann ist dieser Künstler – fröhlich läuft er die Leiter hoch, hin zu eben jener Statistin, die man auch mal kurz (fast) entkleiden, sprich: vom Umhange etwas befreien kann. Der Fokus liegt also ganz auf Cavaradossi, dabei ist ja zunächst vor allem Angelotti in Gefahr. Denn dieser ist als Kriegsgefangener geflohen. Man sucht nach ihm. Zuflucht findet er in eben jener «Kirche» – beziehungsweise in der Behauptung eines ...
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Opernwelt 6 2022
Rubrik: Panorama, Seite 50
von Arno Lücker
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