Welttheater der Liebe
Etwas ist anders als sonst. Genauer: eine Figur, die das Stück gar nicht vorsieht. In wallendem Gewand schwebt der holde Knabe im lockigen Haar (Felix Hennig) über die Bühne und um die Figuren herum, immer eine oder mehrere Puppen in den Händen, den Blick mit hingebungsvoller Zärtlichkeit auf die Protagonisten gerichtet. Ein Engel mit weißen Flügeln, der nicht nur Triebfeder dieses munter-frivolen Imbroglio ist, das er selbst in Gang gesetzt hat, sondern zugleich Oberspielleiter und (irre-)führende Instanz. Ohne ihn läuft hier nichts. Mit ihm aber ist plötzlich alles denkbar.
Sogar die standesübergreifende Liebe.
Einen «Cherubin d’amore» nennt Regisseur Jan Eßinger ihn und liegt damit voll und ganz auf der Linie dessen, was sich Mozart und sein begnadeter Librettist Da Ponte für «Le nozze di Figaro» ausgedacht haben. Mag es in der literarischen Vorlage, Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais’ «La folle journée ou Le mariage de Figaro», um die französische Revolution gehen (oder mag das freche Schauspiel, wie Napoleon Bonaparte mutmaßte, diese sogar ausgelöst haben), Komponist und Librettist zogen dem Theaterstück den politischen Zahn, der sich insbesondere an Figaros Monolog im ...
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Opernwelt November 2021
Rubrik: Panorama, Seite 40
von Jürgen Otten
«Ich will lieben, aber um zu genießen, / ich rühme mich nicht, beständig zu sein»: So klingt ein Don Giovanni des Jahres 1680, auch wenn er Lindoro heißt. Tatsächlich hat Bernardo Pasquinis für Rom komponierte Oper «L’Idalma overo Chi dura la vince» denselben Ursprung in der spanischen Mantel-und-Degen-Komödie wie Mozarts Oper. Die Männer sehen ebenso ihre Ehre...
Violette Blitze schießen aus zwei gigantischen Drahtsäulen. Es brutzelt und lärmt gewaltig. Auf der Bühne steht ein Tesla-Transformator. Er wirft nicht nur im richtigen Zeitpunkt Funken, sondern setzt, in Tonhöhe wie Rhythmus, zudem elektrische Spannung (inklusive ihrer späteren Entladung) frei. Sein Erfinder Nikola Tesla ist die Hauptfigur von «Electric Saint»....
«Alles muss sich ändern, damit alles bleibt, wie es ist», wusste schon Guiseppe Lampedusa in seinem Roman «Der Leopard». Der Theaterverlag – Friedrich Berlin hat seit ein paar Wochen einen neuen Eigentümer, den Deutschen Fachverlag in Frankfurt und mich, Torsten Kutschke, als geschäftsführenden Gesellschafter. Die ersten Begegnungen waren aufregend und...