Weltbürger Rossini

Ins Schwarze getroffen: Antonio Pappano dirigiert «Guillaume Tell»

Es leuchtet ein, dass sich Antonio Pappano im Zuge seiner frisch entdeckten Rossini-Begeisterung zunächst «Guillaume Tell» zugewandt hat: Schließlich steht der «Tell» als französische Grand Opéra eines emigrierten Italieners für die Symbiose aus italienischen Wurzeln und musikalischem Weltbürgertum, die auch den in Großbritannien und den USA aufgewachsenen Italiener mit Wirkungsstätten in London und Rom prägt.

Im vergangenen Jahr eröffnete Pappano die Saison seines Santa-Cecilia-Orchesters mit einer Serie konzertanter Aufführungen von Rossinis letzter, gewichtigster Oper, und mehr noch als der Live-Eindruck (siehe OW 12/2010) zeigt jetzt die aus drei Abenden zusammengeschnittene Aufnahme, dass Pappano wieder einmal ins Schwarze getroffen hat.

Für Pappano ist Rossini nicht nur Sängermusik, sondern auch ein groß angelegtes Orchesterdrama und die furios absolvierte Programm-Ouvertüre mithin ein Versprechen, das auch der Rest des Werks einlöst. Trocken, präsent und detailscharf ist der Klang der Santa-Cecilia-Musiker, immer wieder arbeitet Pappano den expressiven Gehalt einzelner Stimmen heraus. Erstaunt hört man etwa, wie die Streicher am Ende des Rütli-Schwurs in ihrer rhythmisierten ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt August 2011
Rubrik: Medien/CD, Seite 24
von Jörg Königsdorf

Weitere Beiträge
Das schwere Leichte

Der «Ring Award» des Wagner-Forums Graz teilt mit Nikolaus Harnoncourts Styriarte den geografischen Ort sowie alle drei Jahre eine kurze zeitliche Gemeinsamkeit. Doch das diesjährige Styriarte-Motto «Im schweren Leichten» hätte wie ein Menetekel auch an die Wände des Grazer Schauspielhauses geschrieben sein können, wo das Finale dieses sechsten Wettbewerbs für...

Editorial der Ausgabe August 2011

Wenn bei uns die Rede darauf kommt, werden plötzlich alle ganz still. Das, was derzeit in der Musikszene der Niederlande passiert, ist ein Super-Gau. Was er genau bedeutet, ist noch längst nicht für alle Betroffenen klar. Aber dass es sich um den schlimmsten anzunehmenden Fall handelt, steht außer Frage. Weniger ein Un-Fall als ein Un-Ding. Eine Zerstörung, wie sie...

Lebendige Mumie

In Gotha steht, eingebaut in den Westturm von Schloss Friedenstein, das älteste Barocktheater der Welt, dessen originale Bühnenmaschinerie nach aufwändigen Restaurierungsarbeiten wieder weitgehend funktionsfähig ist. Zwar sind die technischen Voraussetzungen für Versenkungen und Flugmaschinen noch nicht geschaffen, aber die Hauptattraktion, die Verwandlung der...