Unter Wert
Werke von Weinberg auf einer russischen Opernbühne? Lange sah es so aus, als hätten sie in der Wahlheimat des 1996 verstorbenen Komponisten keine Chance. Dann tauchten plötzlich gleich zwei auf, die beiden wichtigsten. «Der Idiot» stand im Sommer 2016 in Sankt Petersburg am Mariinsky auf dem Programm (siehe OW 9-10/2016), eine Neuinszenierung des Moskauer Bolschoi Theaters war für Mitte Februar angekündigt (Besprechung in OW 4/2017).
Jekaterinburg hatte sich im Herbst vergangenen Jahres der «Passagierin» angenommen (siehe OW 11/2016), nun folgte an der Neuen Oper Moskau eine weitere Produktion.
Dass Weinbergs Auschwitz-Oper Regisseure, Bühnenbildner und Darsteller vor äußerst schwierige Aufgaben stellt, hatte sich schon bei ihrer szenischen Erstaufführung in Russland abgezeichnet. Thaddeus Strassberger setzte das Libretto in Jekaterinburg buchstabengetreu um, mit den Mitteln eines naiven Realismus, der – durchaus effektvoll – die Schrecken des Lagers «nachzustellen» versucht. An der Novaya Opera geht Regisseur Sergey Shirokov auf diesem Weg noch einen Schritt weiter: Er inszeniert «Die Passagierin» wie ein Fernsehspiel. Und das ist das Problem.
Shirokov kommt aus der TV-Kultur. ...
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Opernwelt März 2017
Rubrik: Im Focus, Seite 25
von Aya Makarova
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