Weggeblasen und weggestrichen
Für viele Pariser Opernfreunde ist das Théâtre du Châtelet als Opernhaus interessanter als die Nationaloper mit Bastille und Palais Garnier. Zu Zeiten von Stéphane Lissner mag das richtig gewesen sein, doch seit Hugues Galls Direktorenzeiten haben Bastille und Garnier doch erheblich aufgeholt, nicht zuletzt durch einige interessante Uraufführungen, zum Beispiel Matthias Pintschers Rimbaud-Oper «L’Espace dernier». Doch das Châtelet gibt sich unter der Direktion von Jean-Pierre Brossmann nicht geschlagen.
Nachdem Hans Werner Henze vor zwei Jahren im Pariser Rundfunkhaus einen triumphalen «Sieg» als Symphoniker errang und damit zugleich den von Pierre Boulez verhängten Bannfluch aus alten Donaueschinger und Darmstädter Tagen löste, setzte jetzt das Châtelet-Theater mit den «Bassariden» und «Pollicino» gleich zwei Henze-Opern auf seinen Spielplan.
Das Engagement für den Komponisten wurde jedoch auf eine harte Probe gestellt. Kurz vor der «Bassariden»-Premiere streikte das für die Vorstellungsserie verpflichtete Orchestre Philharmonique de Radio France (das Châtelet besitzt kein eigenes Orchester). Genauer gesagt: Die Musiker des Radio-Orchesters streikten nicht, aber alle ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Wer ein Schloss bewohnt, verkörpert zwangsläufig ein Stück Tradition. Man trägt also Louis Quinze beim Marchese della Conchiglia (ein Hoch auf die edel genähten Rokoko-Kostüme von Jens Hübner), möchte heute aber auch im Schlosstheater Rheinsberg auf die Annehmlichkeiten der Moderne nicht mehr verzichten. Als da wären Sonnenbank, Hometrainer, höllisch rote Pumps und...
Elends-Ambiente, die blanke Not gibt es weder in Freiburg noch in Mannheim. Beide «Wozzeck»-Inszenierungen, die von Markus Lobbes in Süd- wie die von Olivier Tambosi in Nordbaden, munitionieren sich nicht im sozialen Umfeld der Gestalten. Ihre Ortlosigkeit ist total. Gottfried Pilz’ Mannheimer Bühne ist ganz leer: Sand, nichts als Sand, ein Hauch von Zirkus, von...
Er weiß offenbar genau, mit welcher Marketing-Strategie man sich heutzutage gut verkauft: ein bisschen chinesische Tradition (aber eher in Form netter, leicht konsumierbarer Chinoiserien und Kantilenen voll von kitschnahem Wohllaut), dazu eine gute Prise avantgardistisch anmutender Geräusche, von plätscherndem Wasser über raschelnde Papierbahnen bis hin zu...