Was fühlt ein Mörder?
Es gibt Partituren, die nach ihrer Uraufführung vergessen werden, im Strudel der Gezeiten untergehen und am Ende nurmehr eine Fußnote wert sind. Umso hellhöriger wird man, wenn im ausgehenden 17. Jahrhundert selbst Jahrzehnte nach einer Premiere noch über deren sensationellen Erfolg berichtet wird. Mag dies der Kompilationssucht der Zeitgenossen geschuldet sein, der wir manch kuriose Mitteilung verdanken, so blieb hier doch ein Werk nicht allein wegen seiner fast schon politischen Umstände im Gedächtnis haften. Die Rede ist von Luigi Rossi (1598-1653) und seinem «Orfeo», der am 2.
März 1647 im Pariser Palais Royal gegeben wurde: zwar nicht als erste italienische Oper, wohl aber mit enorm aufwändiger, effektvoller Bühnenausstattung, glänzend besetzten Partien und einem selbst nach heutigen Maßstäben ebenso bunt wie üppig ausgestatteten Instrumentalensemble (die Überlieferung spricht von allein 20 Violen und vier Theorben).
Rossi profitierte dabei von dem aus Italien stammenden kunstsinnigen Kardinal Jules Mazarin, der in Frankreich die Nachfolge von Richelieu als Erster Minister übernahm und in den 1640er- Jahren offenbar bestrebt war, die Pariser Leitkultur zu italianisieren – ein ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt April 2016
Rubrik: Panorama, Seite 42
von Michael Kube
Jubilare
Michel Brodard wurde 1946 in Fribourg/Schweiz geboren und studierte Gesang am Konservatorium seiner Heimatstadt. Nach seinem Abschluss mit dem Prädikat «summa cum laude» begann er eine rege Konzerttätigkeit, die ihn u. a. durch die Schweiz, nach Deutschland, Frankreich sowie nach Argentinien führte – vor allem als Interpret von Oratorien, Passionen und...
Neben Frida Leider und Kirsten Flagstad gab es vor achtzig Jahren noch eine weitere bemerkenswerte Interpretin der Isolde: Germaine Lubin (1890-1979). Die Pariserin muss auf der Bühne eine fesselnde Erscheinung gewesen sein, und die wenigen Aufnahmen, die das Label Marston jetzt zu einem Porträt zusammengestellt hat, lassen phänomenale vokale Fähigkeiten ahnen.
Lub...
Ein grauer Morgen in Quedlinburg, es nieselt, die Temperaturen werden nicht über fünf Grad steigen, der Himmel liegt so tief, dass die Wolken am Turm der Stiftskirche hängen zu bleiben drohen. Mon Dieu, wie soll man so einen deprimierenden Sonntag nur durchstehen? Gehen wir doch einfach in die Oper! Um 15 Uhr wird Daniel François Esprit Aubers «Fra Diavolo»...