Rausch der Verwandlung
Die Szene kennen wir, sie zählt zu den entrücktesten des Stücks. «Tannhäuser», dritter Akt, wenige Minuten nach dem Entrée, das Lento. Ein Engel fleht um Aufnahme in den himmlischen Kreis, «mit halber Stimme», in hauchdünnem pianissimo und jenem silbrig schimmernden Ges-Dur, das Richard Wagner mit Bedacht für Elisabeths Gebet wählte, um ihrem Ansinnen den nötigen feierlichen Ausdruck zu verleihen. Was hat sie zuvor auch gelitten. Erst verlassen, dann betrogen und gedemütigt, nun der letzten leisen Hoffnung beraubt, den abtrünnigen Geliebten rettend in die Arme zu schließen.
Entsprechend desillusioniert hockt sie da im verwaisten Ballettsaal, die in apartes Dunkelblau gewandete Svetlana Aksenova, und produziert, vom Nederlands Philharmonisch Orkest unter Marc Albrecht wie auf weinenden Wolken getragen, einen schaurig-schönen Ton nach dem anderen. So weit, so tragisch.
Doch etwas ist anders als sonst in Christof Loys exzeptioneller Amsterdamer Inszenierung. Nicht nur Wolfram, der stets treue, unglücklich Liebende, hat sich, um den Schmerz zu lindern, eingefunden, seit einer Weile wandelt wankend noch eine weitere Trostsuchende über die riesige, zahnlose Bühne von Johannes Leiacker, ...
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