Wagner: Die Walküre
«Ringe» allerorten. Wenn einer darunter sich apolitisch gibt, dann der an der Opéra national du Rhin. David McVicars Wagner-Deutung überführt die Mythologie im Ambiente von Rae Smiths schrundigen Wänden samt urig-knorriger Esche und metallschicken Designer-Bergeshöhen in eine zeitlose Auslegung der menschlichen Tragödie. Auf den ersten Blick fällt «Die Walküre» dabei weit weniger originell aus als das unterhaltsame Fantasy-«Rheingold». Konventionell, am Text entlang, déjà vu – ganz falsch ist das rasche Abwinken der Enttäuschten nicht. Aber voreilig.
Denn McVicar ist ein viel zu guter Menschenanleiter, um nicht darüber hinaus zu gelangen.
Dass Hunding sich, selbst bei Tisch, mit einem ostasiatisch anmutenden Hilfstrupp umgibt und Siegmund später regelrecht absticht, verdankt sich der Detailarbeit des Regisseurs. Und dass er Brünnhildes Grane und all die Walkürenrösser von Athleten auf Metallstelzen und mit Alu-Pferdeköpfen zu einem hoppelnden Ballett überreizt, nimmt man mit der Zeit etwas genervt hin. Ausschlaggebend bleibt indes die mit vielen genauen Beobachtungen genährte Tragödie Wotans zwischen Wollen und Müssen, bleibt Brünnhildes von ihrer Emotionalität diktierter ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Eigentlich war es wie immer, wenn Johann Kresnik Oper inszeniert. Gerüchte über ein mögliches Skandalon, die im Vorfeld durchsickerten, geisterten als anrüchiges Gespenst durch die Lokalmedien, entpuppten sich dann aber, nüchtern betrachtet, doch nur als Gratisreklame. Auch in Erfurt kamen weder der Griff in die amerikakritische Klischeekiste noch die Verlegung...
Fällt der Name Salzburg, so assoziiert fast jedermann die «Mozart-Stadt»; und ebenso selbstverständlich firmieren Bonn als «Beethoven-Stadt», Frankfurt als «Goethe-Stadt». Geburtsorte von Prominenten stiften lokale Identität, metaphysisch überhöht. Das Charisma des Genies adelt, ja heiligt die triviale Stätte, macht sie zur irdischen Station des Ewigen, gar zum...
Hans Werner Henze konnte für die Münchener Biennale, sein 1988 gegründetes Festival für neues Musiktheater, gründlich «proben». In der Toskana hatte er 1976 den «Cantiere d’arte» (Kunstwerkstatt) ins Leben gerufen, den er fünf Sommer lang künstlerisch leitete und organisierte. Danach schuf er ähnliche Projekte in der Steiermark. Dann kam München und bot dem...