Vorsicht, Rücksicht
Eine Schnellstreckenstunde nur liegen sie auseinander, die Bayerische Staatsoper und das zweitgrößte Haus des Landes, das Staatstheater Nürnberg. Dank Deutscher Bahn sind sie zusammengerückt – nun auch in Repertoirefragen. «Ring», «Zauberflöte», solche Dopplungen ergeben sich quasi von selbst. In dieser Saison pflegen beide Häuser zudem fast zeitgleich zwei Randgewächse. Fromental Halévys «La Juive» und «Les Indes galantes» von Jean Philippe Rameau stehen auf dem Spielplan, die Nürnberger liegen, zumindest zeitlich, vorn.
Zu «La Juive» haben die Franken außerdem eine besondere Beziehung. Halévys Vater stammt aus Fürth, aus jener Stadt, in der es seinerzeit kein Ghetto gab und wo die (wenn auch nicht immer friedliche) Koexistenz von Juden und Christen möglich und erfahrbar war – so, wie es auch der Sohn in seinem einzigen Erfolgsstück auf die Bühne brachte.
Der Nürnberger «Juive» ist anzumerken, wie sehr sie sich bemüht, nur ja nicht in die Guido-Knopp-Falle zu tappen mit ihrer fatalen Faszination am Historismus. Feldgrau, sorgsam ondulierte Frisuren und züchtige Dreißigerjahre-Kleider sind nur Assoziationen, kein plumpes Zitat. Regisseurin Gabriele Rech hat sich mit Bühnenbildner ...
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Opernwelt März 2016
Rubrik: Panorama, Seite 50
von Markus Thiel
JUBILARE
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