Von innen strahlend
Wieder am 19., 26. Mai, 2. Juni 2017 in Oldenburg
Es ist ein geradezu diabolischer Psycho-Striptease, den Philippe Boesmans in seiner auf Witold Gombrowicz zurückgehenden Oper abhandelt: Das Unangepasste wird ausgelöscht. Diese Yvonne, die durch ihr Anderssein, durch ihre Hässlichkeit, ihre Passivität und ihr ständiges Vor-Sich-Hinschweigen das eingespielte Leben am Königshof von Burgund durcheinanderbringt, wird umgebracht. Durch eine Fischgräte, an der sie sich in ihrer Ungeschicklichkeit verschluckt.
Ein düsterer, ein tief lotender, doppelbödiger Stoff, den Boesmans – und das ist ihm des Öfteren zum Vorwurf gemacht worden – mit einem allzu leichten, heiteren Eklektizismus ummantelt. Andererseits zeugt die Komposition von einem so klugen Sich-Aneignen unterschiedlichster Stile, dass das Zuhören einfach Spaß macht. Was man nicht unterschätzen sollte, auch wegen der Anlehnung etwa an eine barocke Pavane, an Debussys Impressionismus, an den Strauss der «Salome», an Wagners «Ring», an Folklore bajuwarischen oder kosakischen Ursprungs. Immer überzeugt die geistreich-verspielte, souveräne Art, mit der es Boesmans altmeisterlich gelingt, das Fremde in seinen eigenen Musikstil zu integrieren. Intellektuell ist’s ein Vergnügen.
Vor ...
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Opernwelt Mai 2017
Rubrik: Panorama, Seite 48
von Gerhart Asche
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