Von der Unfreundlichkeit der Welt
Zuerst die Theorie: Wenige Wochen nach UltraSchall, veranstaltet vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk, haben die Berliner Festspiele ihre Avantgarde-Konkurrenz MaerzMusik ins Rennen geschickt. Die auch hier gesuchten Neuentwicklungen des Musiktheaters fand man überwiegend im Schwerpunkt Brasilien – einem Land, das musikalisch gemeinhin mit Bossa Nova, allenfalls noch mit Heitor Villa-Lobos assoziiert wird. Andere Themen ergänzten diese Opern-Recherche: «Musik – Stimme – Text», David Moss‘ «Institute for Living Voice», letztlich auch der Strang «Musik im Raum».
Die offiziellen Erklärungen dazu gleichen – wie so oft bei neuer Kunst – einer Nominierungsliste für den Sprachquatsch des Jahres: Da treten «Shooting Stars» mit «Visuals» auf, da wird ein Gebäude zum «Interface für akustische und optische Ereignisse», da überwindet man die «Podiumssituation» durch «Geräuschenvironments», da geistern «theatral aufgeladene Raumsequenzen» über die Seite, wahlweise ergänzbar um die Adjektive «heterogen», «homolog», «pluridimensional», «polytrop» oder «skulptural».
Und nun zur Praxis, die sich hartnäckig solchen Einordnungsversuchen entzog. Im Falle der begnadeten Komponistin Olga Neuwirth war man ...
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John Adams’ «The Death of Klinghoffer» fand in Deutschland bislang nur einmal Beachtung – in Nürnberg (siehe OW 6/97). Das Kompositionsprinzip der Minimal Music scheint auf den ersten Blick freilich auch nicht sonderlich entwicklungsfähig. Doch gerade in «Klinghoffer» geht die Partitur weit über den einlullenden Sound anderer Werke dieses Genres hinaus.
«The Death...
Die «Gräfin Mariza» hält manches Bonmot parat. Eines davon: «Denn deine Leidenschaft brennt heißer noch als Gulaschsaft». Wenden wir dies als Maßstab auf die Neueinspielung der «Csárdásfürstin» an, werden wir uns rasch wieder enttäuscht von ihr abwenden. Die Fürstin lahmt, ihr fehlt es an Witz, an Charme, an Koketterie. Altmeister Richard Bonynge bekommt das...
Bis heute ist sie bei Theaterstatistiken wie Plattenkatalogen die Nummer eins. Kein Werk der Operngeschichte wird so oft aufgeführt und ist so oft aufgenommen worden wie «Die Zauberflöte». Auch die «Historische Aufführungspraxis» hat sich ihrer längst angenommen. Arnold Östman, John Eliot Gardiner und William Christie haben ihre Versionen veröffentlicht, von...