Vivat Bavaria!
Schenkt man sich Rosen in Tirol», «Ich bin die Christel von der Post», «Wie mein Ahnl zwanzig Jahr»: Die Dichte an Wunschkonzertschlagern ist wohl in keiner Operette höher als in Carl Zellers «Vogelhändler». Am Münchner Gärtnerplatztheater kommt jetzt noch einer dazu, da, wo im Original der «Rheinwalzer» lauert: «Du, mein Bayernland, bist so schön».
Regisseur Bernd Mottl hat die «Heimatoperette» schlechthin aus der Kurpfalz dahin verlegt, wo sie hier auch zu sehen ist: nach Bayern, beziehungsweise nach Bayrischzell (Akt eins) und München in den beiden weiteren; zu deren Beginn fährt jeweils eine vergrößerte Version des könglich-bayerischen Wappens herunter, wie es kleiner schon droben über dem Portal des Hauses hängt.
Schließlich hat sich seit der Münchner Erstaufführung dortselbst im Jahr 1891 – nur drei Monate nach der Wiener Uraufführung – kaum etwas geändert: Unter der Landbevölkerung freut man sich narrisch auf den Besuch eines veritablen Landesvaters, begleiten der (von Zeller mitkomponierte) Zitherspieler und der Segen des Pfarrers den Ahnl-Schlager und bleibt der Bausparvertrag noch immer die gesundeste Basis für eine Ehe, weshalb der Vogelhändler Adam und die arme ...
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Opernwelt März 2024
Rubrik: Panorama, Seite 43
von Michael Stallknecht
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