Verlassen und wieder vereint
Die Bühne stellt eine wüste Insel dar»: Im 18. Jahrhundert, in der Zeit der «Robinsonaden», hatte diese Szenenanweisung Hochkonjunktur. Man denke an die arme Ariadne, die auf Naxos um den untreuen Theseus jammert. Nicola Porpora hat ihr eine Oper gewidmet, Joseph Haydn eine Solo-Kantate, die noch heute aufgeführt wird. Doch das Thema war ihm da schon vertraut. In seiner Oper «L’isola disabitata» steht Costanza, eine Leidensschwester Ariadnes, im Mittelpunkt.
Schon seit dreizehn Jahren grämt sie sich auf einer einsamen Insel wegen des Gatten, von dem sie sich verlassen wähnt – nur in Gesellschaft von Tieren und ihrer unbekümmerten kleinen Schwester Silvia, der das Leben in der Wildnis wohl behagt. Sie ist gerade bereit, in den Tod zu gehen, als plötzlich ihr Gernando in Begleitung seines Freundes Enrico wieder auftaucht. Er war keineswegs untreu, sondern von Piraten geraubt und in die Sklaverei verkauft worden. Ins Happy End wird auch das zweite, sich auf der Insel findende Paar einbezogen. In den beiden gegensätzlichen Frauenfiguren spiegelt sich ein beliebtes Thema der Aufklärung: Zivilisation (Costanza) gegen Natur (Silvia).
Das Libretto der Oper stammt von Pietro Metastasio, ...
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Opernwelt März 2022
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 26
von Ekkehard Pluta
Natürlich wiederholt sich Geschichte nicht, jedenfalls nicht eins zu eins. Aber analoge Situationen lassen sich immerhin beobachten, zumindest nachträglich konstruieren. Vor gut 100 Jahren, mit Ende des Ersten Weltkriegs, führte mancherlei Not zu allerlei produktiven Provisorien. Auf die Opulenz von Hofmannsthals und Strauss’ «Frau ohne Schatten» folgte Strawinskys...
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