Verheißung
Ab und an taucht inmitten der Figuren, die zur Handlung von Tschaikowskys «Iolanta» gehören, auch dieses zarte Mädchen im senffarbenen Kleid auf. Wer ist sie? Iolantas stumme Schwester, ihr anmutiges Alter Ego? Wir erfahren es bald genug: Als wir nämlich nach dem finalen Akkord des Einakters applaudieren wollen, winken die Darsteller ab – noch nicht! Schon weitet sich das Bühnenbild. Das lichte Zimmer, in dem die blinde Prinzessin eben noch für ihren Vaudémont Rosensträuße plünderte, gleitet nach hinten, wird zum Erker eines großen Saals.
Eine Festgesellschaft spendet Beifall – während Alain Altinoglu im Graben attacca zum «Nussknacker» ansetzt.
Mittlerweile sind Tänzer in die Kostüme des «Iolanta»-Personals geschlüpft, ist aus dem Königshaus eine wohlhabende Bürgerfamilie geworden: In Dmitri Tcherniakovs Pariser Version war die Oper bloß Wohnzimmertheater, Party-Unterhaltung. Gefeiert wird hier allerdings nicht Weihnachten – ersatzweise durfte zuvor Iolanta einen Baum schmücken –, sondern Geburtstag, und zwar der des mysteriösen Mädchens. Marie heißt Clara hier. Der Nussknacker kommt als bonbongefüllte Piñata vor, die die Gäste mit verbundenen Augen (eine Wiederkehr des ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Mai 2016
Rubrik: Panorama, Seite 56
von Wiebke Roloff
Donizetti polarisiert: Außer wenigen eingeschworenen aficionados kennt kaum jemand mehr als dessen vier oder fünf «Longseller». Was soll man auch von einem Vielschreiber erwarten, der bisweilen an vier Opernpartituren gleichzeitig arbeitete? (Freilich wird die Frage, was man von einem Komponisten halten soll, der manchmal mehr als fünf Lieder an einem Tag schrieb,...
An den Anfang seiner Inszenierung von «Boris Godunow» stellt Richard Jones ein Bild so licht und unschuldig wie aus einem Kinderbuch. Der Vorhang zeigt eine Kinderhand beim Griff nach einem Kreisel. Als dann im Saal die Lichter ausgehen, wird Miriam Buethers klaustrophobisches Bühnenbild enthüllt: Wände schwarz wie Reifengummi, mit der Zarenglocke als Relief. Auf...
Macbeth
Gleich zwei Schweizer Opernhäuser bringen Verdis Shakespeare-Drama heraus. In Zürich spitzen Teodor Currentzis und Barrie Kosky das Stück dunkel zu (mit Markus Brück in der Titelpartie); in Basel widmen sich Erik Nielsen und Olivier Py Macht und Mord.
Agneta Eichenholz
Ihre Rollen bereitet die Sopranistin stets von langer Hand vor – und entwickelt dabei in...